Politik

Urananreicherung Iran feiert "Sieg" über USA

Zwei Tage nach der Veröffentlichung eines US-Geheimdienstberichts zum iranischen Atomprogramm haben Berlin und Moskau die Teheraner Führung zur Einstellung der umstrittenen Urananreicherung aufgefordert. In Berlin sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm, es bestehe kein Grund zur Entwarnung. Auf Teheran müsse weiterhin Druck ausgeübt werden, damit es die Urananreicherung suspendiert.

Der russische Präsident Wladimir Putin appellierte an Teheran, die Bedenken und Forderungen des Westens ernst zu nehmen. US-Präsident George W. Bush forderte den Iran auf, an den Verhandlungstisch zu kommen.

Bush begrüßte zugleich die Reaktion Deutschlands, Russlands und anderer Länder auf den Geheimdienst-Bericht. "Diese Länder begreifen, dass die iranische Nuklearfrage ein Problem ist und weiter ein Problem bleibt, das von der internationalen Gemeinschaft angesprochen werden muss", sagte Bush. Die iranische Regierung müsse nun das nach den jüngsten US-Erkenntnissen im Herbst 2003 auf Eis gelegte geheime Atomprogramm zugeben. Die Iraner hätten die Wahl, ins Reine zu kommen, ihr Urananreicherungsprogramm einzustellen und an den Verhandlungstisch zu kommen oder sie könnten den Weg der Isolation fortsetzen, bekräftigte Bush.

Ahmadinedschad feiert "Sieg für Iran"

Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad nannte den Geheimdienstbericht einen Sieg für sein Land. Entscheidend sei, dass der Iran den Kampf gegen die USA um seine Unabhängigkeit gewonnen habe. Er bekräftigte das Recht des Irans auf die Entwicklung einer Atomtechnologie und betonte, der Geheimdienstbericht habe den "Feinden des Irans" klargemacht, dass sie "unsere Nation nicht mit Drohungen einschüchtern" können.

Zugleich erklärte er, der Iran strebe weiterhin an, 50.000 Zentrifugen zur Urananreicherung in Betrieb zu nehmen, um Brennstoff für seine Kraftwerke zu produzieren. Im September hatte er bekanntgegeben, dass der Iran nun über die kritische Zahl von 3.000 Zentrifugen verfüge. Diese würden nach Einschätzungen von Experten reichen, um bei entsprechender Technologie innerhalb eines Jahres genügend hoch angereichertes Uran für den Bau einer Atombombe zu produzieren.

Atomwaffenbau Ende 2003 unterbrochen

In der am Montag in Washington veröffentlichten Einschätzung der US-Geheimdienste heißt es, dass der Iran sein Programm zum Bau von Atomwaffen bereits Ende 2003 unterbrochen habe. Die Regierung in Teheran sei wegen des starken internationalen Drucks inzwischen "weniger entschlossen", ein Nukleararsenal aufzubauen. Besorgt macht den Westen dennoch die Urananreicherung, da hoch angereichertes Uran zum Bau von Atombomben verwendet werden kann.

Regierungssprecher Wilhelm erklärte in Berlin, der Iran reichere weiterhin völkerrechtswidrig Uran an und setze die Entwicklung von Raketenträgersystemen fort. Es bestehe damit weiter Anlass zur Sorge, und der Druck auf den Iran müsse aufrechterhalten werden, damit Teheran wie in den UN-Resolutionen gefordert die Urananreicherung suspendiere. Außenamtssprecher Martin Jäger betonte, es sei neu, dass der Iran bis 2003 überhaupt versucht habe, zu einer Nuklearbewaffnung zu kommen. Kanzlerin Angela Merkel will in dieser Frage in den nächsten Tagen mit Bush telefonieren.

Quelle: ntv.de

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