Bombe noch vor dem Zusammenbruch Iran foppt Staatengemeinschaft
23.01.2011, 11:56 UhrSeit Jahren bemüht sich die internationale Gemeinschaft, die Gefahr einer iranischen Atombombe auf dem Verhandlungsweg zu bannen, doch stattdessen baut Teheran seine nuklearen Fähigkeiten aus – ganz offensichtlich mit der Hilfe Chinas. Aber auch die deutsche Wirtschaft weiß, wie sie Sanktionen umgehen kann.

Irans Chefunterhändler Said Dschalili hat sich bei den Verhandlungen keinen Zentimeter bewegt.
(Foto: AP)
Die iranische Regierung umgeht insbesondere mit Unterstützung Chinas systematisch bestehende Sanktionen, um ihr Atomprogramm voranzutreiben. Das berichtet die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf geheime US-Depeschen. Das US-Außenministerium beklagte demnach in zahlreichen Berichten, dass chinesische Beamte mit Informationen über die Weiterverbreitung von Raketentechnik versorgt worden seien, es aber nur wenige oder überhaupt keine Rückmeldungen von Peking über den Stand der Ermittlungen oder mögliche Schritte gegeben habe.
Aus den US-Dokumenten geht dem Bericht zufolge außerdem hervor, dass der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad bemüht sei, möglichst schnell eine Atombombe zu bauen - bevor sein Land wirtschaftlich zusammenbreche. Es gebe ein Rennen zwischen der Bombe und dem finanziellen Kollaps, heißt es laut "WamS" in den Depeschen.
Deutsche Wirtschaft auf Schleichwegen
Außerdem zeigten die Unterlagen, dass die Bundesregierung in der Diskussion über die Iran-Sanktionen offenbar Verbündete verärgere. Der Iran-Beauftragte des britischen Außenministeriums habe demnach gesagt, Berlin sei bei Sanktionen zwar theoretisch "an Bord", aber "nicht in der Praxis". Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und das Auswärtige Amt wüssten um die richtige Vorgehensweise, "aber die deutsche Wirtschaft ist sehr einflussreich". Die Depeschen zeigen laut "WamS" aber, dass Berlin nun doch stärker auf EU-Sanktionen dringe - zeitgleich mit UN-Sanktionen.
Teheran spielt auf Zeit
Am Wochenende hatte die internationale Gemeinschaft dem Iran keine Zugeständnisse im Atomstreit abringen können. Nach zweitägigen ergebnislosen Gesprächen in Istanbul erklärte EU-Außenministerin Catherine Ashton, dass kein neuer Termin für ein Treffen des Iran mit der sogenannten 5+1-Gruppe vereinbart worden sei. Irans Chefunterhändler Said Dschalili habe auf dem Recht seines Landes beharrt, Uran anzureichern. Dschalili sagte, die internationale Gemeinschaft müsse das Recht des Iran zur Urananreicherung anerkennen. Erst dann sei Teheran zu Verhandlungen bereit.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP