Politik

Atomprogramm wird vorangetrieben Iran reichert Uran in Bunker an

Immer rigidere Sanktionen bringen den Iran nicht von seinem Atomprogramm ab. In einer in einem Berg liegenden Anlage reichert das Land Uran bis zu einem Grad von 20 Prozent an. Das riecht sehr nach militärischer Nutzung, Außenminister Westerwelle nennt dies einen "Schritt der weiteren Eskalation".

In seinem international mit Misstrauen verfolgten Atomprogramm hat der Iran eine weitere Etappe der Produktion angereicherten Urans bekanntgegeben. In der unterirdischen Anlage in Fordo werde nunmehr Uran angereichert, teilte Irans Vertreter bei der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Ali Asghar Soltanijeh, mit. Die Bundesregierung kritisierte dies als "Schritt der weiteren Eskalation".

Ein Satellitenfoto von der Anlage in Fordo aus dem Jahr 2009.

Ein Satellitenfoto von der Anlage in Fordo aus dem Jahr 2009.

(Foto: dpa)

Der UN-Sicherheitsrat verhängte mehrfach Sanktionen gegen den Iran, um die Produktion iranischer Atomwaffen zu verhindern. Die EU-Außenminister wollen am 30. Januar darüber hinaus Sanktionen gegen iranische Öl-Exporte beschließen. Der Iran exportiert jährlich Öl im Wert von rund 100 Milliarden Dollar (etwa 78 Milliarden Euro), 18 Prozent davon liefert er an EU-Staaten.

Iran hält stand

Das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, schloss aber ein Einlenken gegenüber den USA und ihren Verbündeten erneut aus. Es sei die feste Entscheidung Teherans, dem Druck der "Großmächte" standzuhalten, sagte Chamenei in einer vom Staatsfernsehen ausgestrahlten Ansprache.

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien bestätigte, dass der Iran in Fordo mit der Anreicherung von Uran auf 20 Prozent begonnen hat. Die Arbeiten würden von der IAEA beaufsichtigt, erklärte eine Sprecherin der UN-Atomaufsicht. Die Atomanlage wurde in der Nähe der den Schiiten heiligen Stadt Ghom in einem Gebirgsmassiv errichtet. Ihre Existenz räumte der Iran erst ein, nachdem sie westliche Geheimdienste 2009 publik gemacht hatten. Die Anreicherung auf 20 Prozent bringt den Iran deutlich näher an die Fähigkeit, kernwaffentaugliches Uran herzustellen. Westliche Diplomaten weisen daraufhin, dass eine Anreicherung auf 20 Prozent in einer tief verbunkerten Anlage zumindest für zivile Zwecke keinen Sinn ergibt.     

Die iranische Atomenergieorganisation hatte am Samstag mitgeteilt, in Fordo könnten bis zu 3000 Zentrifugen für die Uran-Anreicherung betrieben werden. Die Anreicherung kann bis zu einem Grad von 20 Prozent erfolgen. Eine Anreicherung auf mehr als 90 Prozent würde benötigt, um Atomwaffen zu bauen.

Wachsende Sorge

Aus Sicht von Außenminister Guido Westerwelle (FDP) sei die Uran-Anreicherung auf 20 Prozent "ein Schritt der weiteren Eskalation", teilte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin mit. Damit wachse die "Sorge der Staatengemeinschaft, dass das iranische Nuklearprogramm militärischen Zwecken" diene. "Der Iran bleibt aufgefordert, seinen internationalen Verpflichtungen endlich nachzukommen und die Urananreicherung sofort einzustellen."

IAEA-Sprecherin Gill Tudor erklärte, sie könne die Anreicherung des Urans bis auf 20 Prozent in Fordo bestätigen. Die Existenz der Anlage wurde von Teheran im Jahr 2009 bekanntgegeben. In einer weiteren Atomanlage in Natans, die im Falle eines militärischen Angriffes leichter zu treffen wäre, werden 8000 Zentrifugen betrieben.

US-Verteidigungsminister Leon Panetta erklärte kürzlich, die iranischen Atomanlagen seien möglicherweise gegen Angriffe aus der Luft gewappnet. Am Sonntag vertrat er die Ansicht, der Iran arbeite derzeit nicht an der Produktion von Atomwaffen. Die Iraner wollten jedoch die "Kapazität" für eine solche Entwicklung erlangen, fügte Panetta hinzu.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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