Wissenschaft und Spionage Iran schießt Rakete ins All
18.08.2008, 07:46 UhrDer Iran hat eine weiterentwickelte Trägerrakete vom Typ "Safir Omid" (Hoffnungsbote) ins All geschossen. Wie die staatliche Nachrichtenagentur IRNA meldet, diente der Test der Vorbereitung eines ersten eigenen Satelliten-Transports in den Weltraum. Präsident Mahmud Ahmadinedschad bezeichnete den Test als großen technologischen Erfolg für das iranische Volk.
Die Rakete habe einen Testsatelliten ins All gebracht, sagte der Chef der Weltraumorganisation, Resa Taghipur, im Staatsfernsehen. Dadurch sei es nun möglich, eigene Telekommunikationssatelliten ins All zu schicken. Die iranischen Staatsmedien hatten zunächst berichtet, dass bereits ein richtiger Telekommunikationssatellit im All platziert worden sei. Später sagte ein Regierungsvertreter, die örtlichen Medien hätten sich "geirrt".
USA besorgt
Die US-Regierung zeigte sich beunruhigt. "Die Entwicklung und der Test von Raketen durch den Iran ist eine Quelle der Beunruhigung und wirft neue Fragen über die Absichten auf", sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Gordon Johndroe. Er wies darauf hin, dass die Rakete auch Langstreckenraketen transportieren könne, was den UN-Forderungen widerspreche.
Die Fähigkeit, Satelliten ins All zu bringen, markiert einen erheblichen Fortschritt im iranischen Raketen- und Raumfahrtprogramm. Die Technik bildet auch eine Voraussetzung zum Bau strategischer Waffen, die Sprengköpfe an jeden Punkt der Welt transportieren könnten. Das Raketenprogramm Teherans wird daher in vielen Ländern mit Sorge betrachtet. Im Westen wird befürchtet, dass der Iran unter dem Deckmantel der friedlichen Kernenergie-Nutzung für diese Raketen nukleare Sprengköpfe herstellen will. Im Frühjahr hatte der Iran sein erstes Raumfahrtzentrum eingeweiht.
"Wissenschaftliche Bereiche"
Nach Angaben der Führung in Teheran soll sich das Raketenprogramm vor allem auf wissenschaftliche Bereiche konzentrieren. Binnen zwei Jahren sollen vier Satelliten ins All gebracht werden, die den Angaben zufolge in der Telekommunikation sowie zur Beobachtung von Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Hochwasser eingesetzt werden sollen. Es wird jedoch erwartet, dass die Satelliten auch zur Spionage, vor allem zur Beobachtung der Lage im Nachbarland Irak und in Afghanistan, wo umfangreich ausländische Truppen stationiert sind, genutzt werden können.
Die jetzt verwendete Rakete vom Typ "Safir Omid" ist eine Weiterentwicklung der "Kavoshgar 1" (Forscher), die erstmals im Februar getestet worden war. Die Bilder vom Start in der Nacht zum Sonntag wurden im iranischen Fernsehen mit patriotischen Liedern unterlegt. 2005 war der erste iranische Satellit noch mit russischer Technik ins All gebracht worden.
Seit Jahren hat der Iran ein strategisches Raketen-Arsenal aufgebaut. Auf der Basis hauptsächlich von Nordkorea gelieferter Scud-Raketen wurden bis zu 750 Schahab ("Komet")-Kurzstrecken-Raketen entwickelt. Schahab-1 und Schahab-2 haben mehrere hundert Kilometer Reichweite. Bis zu 2000 Kilometer - und damit weit über Israel hinaus bis in den Mittelmeerraum - reicht die aus der nordkoreanischen Nadong entwickelte Schahab-3. An einer noch weiter reichenden Schahab-4-Rakete wird nach iranischen Angaben bereits gebaut.
Quelle: ntv.de