Leistungstärkere Zentrifugen getestet Iran trotzt westlichen Drohungen
09.04.2010, 18:10 UhrDer Iran demonstriert im Atomstreit weiter Stärke. Während in New York die Sechsergruppe über schärfere Sanktionen berät, verkündet Teheran, eine neue Generation Zentrifugen entwickelt zu haben. Damit lasse sich Uran deutlich schneller anreichern als bisher, heißt es.
Ungeachtet drohender neuer Strafmaßnahmen will der Iran den Ausbau seines umstrittenen Programms zur Urananreicherung weiter vorantreiben. Das Land habe eine neue Generation von im eigenen Land entwickelten Zentrifugen getestet, sagte der iranische Chef der nationalen Atomenergiebehörde, Ali Akbar Salehi. Die neuen Zentrifugen zur Urananreicherung seien deutlich leistungsstärker als diejenigen, die derzeit in der Nuklearanlage in Natans in Betrieb seien, berichteten amtliche Medien.
Salehi äußerte sich bei einer Veranstaltung zum jährlichen "Tag der Kernenergie" im Iran, an der auch Präsident Mahmud Ahmadinedschad teilnahm. Nach Schätzungen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) verfügt Teheran in Natans derzeit über 8600 Zentrifugen. Mit ihnen seien bisher etwa zwei Tonnen leicht angereichertes Uran produziert worden.
Erst Anfang Februar hatte der Iran verkündet, das Land habe niedrig angereichertes Uran von 3,5 Prozent selbst auf die Stufe von 20 Prozent gebracht und sei in der Lage, es weiter auf 80 Prozent anzureichern. Damit könnten auch Atomwaffen hergestellt werden. Ahmadinedschad hatte erklärt, der Iran sei eine "Nuklearmacht", wolle aber die Atombombe nicht bauen.
Die Weltgemeinschaft fürchtet, dass Teheran unter dem Deckmantel der zivilen Nuklearforschung Atomwaffen anstrebt und will dies verhindern. Der Iran hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen.
Sechsergruppe berät über Sanktionen
Am Sitz der Vereinten Nationen in New York debattieren unterdessen die fünf ständigen Mitglieder im UN-Sicherheitsrat sowie Deutschland angesichts der unnachgiebigen Haltung Teherans über neue Sanktionen gegen den Iran. Erstmals wurde dabei ein Papier beraten, das Grundlage für eine Resolution sein könnte. Bislang hatten Russland und China Sanktionen gegen Iran abgelehnt. Über den Inhalt des Papiers wurde nichts bekannt. Deutschlands stellvertretender UN-Botschafter Martin Ney sagte nach dem ersten Gespräch lediglich, das Ziel bleibe, den Iran wieder an den Verhandlungstisch zu bringen.
US-Präsident Barack Obama sieht derweil keine Gewähr dafür, dass neue Sanktionen gegen den Iran tatsächlich zu einem Stopp des umstrittenen Atomprogramms führen würden. Regime wie das im Iran oder in Nordkorea würden aufgrund von internationalem Druck "manchmal ihr Verhalten ändern und manchmal nicht", sagte Obama dem Sender ABC. Die Regierung im Iran sei "nicht dumm", sagte der Präsident. Wenn die Staatengemeinschaft gleichmäßig und stetig Druck ausübe, werde sie "anfangen, eine neue Kosten-Nutzen-Analyse aufzustellen", was ihr Atomprogramm angehe.
Amerikanisch-russischer Schulterschluss
Im Atomstreit mit dem Iran hatten die USA und Russland bei der Unterzeichnung des START-Folgeabkommens am Donnerstag den Schulterschluss demonstriert. Beide Länder arbeiteten an neuen Strafmaßnahmen, teilten Präsident Obama und sein russischer Amtskollege Dmitri Medwedew in Prag mit. Der iranische Staatschef Mahmud Ahmadinedschad reagierte postwendend mit der Aussage, er werde nicht einknicken, um Sanktionen zu vermeiden.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP