Politik

Entschuldigung? Iran trumpft auf

Nach fast zwei Wochen in iranischer Gefangenschaft sind die 15 britischen Soldaten wieder zuhause. Noch haben sie sich öffentlich nicht zu den Umständen ihrer Haft geäußert. In einer gemeinsamen Erklärung, die am Abend von einem Militärsprecher verlesen wurde, heißt es lediglich, sie seien "außerordentlich glücklich", wieder in der Heimat zu sein.

Am Nachmittag hatten die Soldaten ihre Angehörigen wieder gesehen. Nach fast zweiwöchiger Gefangenschaft flossen bei dem Wiedersehen auf einem Militärstützpunkt im Südwesten Englands Tränen der Freude.

Anschließend sollten die Soldaten medizinisch untersucht und zu ihrer Gefangenschaft in Teheran befragt werden. Einzelheiten dazu wurden bislang nicht bekannt. Die Befragung soll an diesem Freitag fortgesetzt werden.

Am Donnerstagmittag waren die Soldaten mit einer Linienmaschine der British Airways auf dem Londoner Flughafen Heathrow gelandet. Sie zeigten sich dort nur kurz vor den Fernsehkameras, ohne etwas zu sagen. Zwei Hubschrauber brachten sie zu dem Marinestützpunkt Chivenor.

"London hat sich entschuldigt"

Nach iranischer Darstellung hat sich Großbritannien für die angebliche Grenzverletzung entschuldigt. Der Iran habe seine Ziele in der politischen Krise um die 15 Marineangehörigen erreicht, sagte Ali Akbar Welajati, ein Berater des Revolutionsführers Ajatollah Ali Khamenei, dem staatlichen iranischen Fernsehen zufolge. "Am Dienstag haben wir ein Entschuldigungsschreiben erhalten." Das Amt des britischen Premierministers Tony Blair wies diese Darstellung "kategorisch" zurück.

Blair für Härte gegen Teheran

Der britische Premier forderte nach der Rückkehr der Briten weiteren internationalen Druck auf Teheran. Blair betonte zugleich, dass die Freilassung "ohne irgendeine Abmachung, ohne irgendwelche Verhandlungen, ohne eine wie auch immer geartete Vereinbarung am Rande" zu Stande gekommen sei.

Die Rückkehr der 15 Briten wurde durch einen Bombenanschlag auf britische Truppen im Irak überschattet, bei dem vier Panzersoldaten starben. "Während wir froh sind über ihre Rückkehr, trauern wir zugleich um jene, die bei einem terroristischen Anschlag in Basra getötet wurden", sagte Blair in London. Indirekt machte er "Elemente im iranischen Regime" für den Bombenanschlag in der südirakischen Hafenstadt mitverantwortlich, dem die vier Briten zum Opfer fielen.

"Das generelle Bild ist, dass zumindest Elemente im iranischen Regime den Terrorismus im Irak unterstützen, finanzieren und bewaffnen", sagte der sichtlich bewegte Blair. Er forderte die internationale Gemeinschaft auf, den Druck auf den Iran aufrecht zu erhalten. Sie müsse "absolut standhaft bleiben bei der Durchsetzung ihres Willens, egal ob es um das Nuklearwaffenprogramm geht oder um die Unterstützung von Teilen des iranischen Regimes für den Terrorismus".

Verabschiedung durch Ahmadinedschad

Die Briten waren am Vortag in Teheran überraschend durch den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad freigelassen worden. In Teheran hatten einige von ihnen vor Kameras des staatlichen Fernsehens in Teheran erklärt, sie seien am 23. März illegal in iranische Hoheitsgewässer eingedrungen und würden dies bedauern. Nach iranischen Angaben legten alle entsprechende Geständnisse ab. London hat hingegen stets erklärt, die beiden Mannschaften von Patrouillenbooten hätten sich mit klarem Mandat der UN eindeutig innerhalb irakischer Gewässer bewegt.

"Blair soll Soldaten nicht bestrafen"

Die Verabschiedung der Freigelassenen am Donnerstagmorgen in Teheran hatte der Iran noch einmal für eine Propagandaschau benutzt. Vor laufenden Kameras wurden ihnen Geschenke zur Erinnerung an ihren "Zwangsurlaub" überreicht. Zuvor ermahnte Ahmadinedschad nach Angaben der staatlichen Agentur IRNA "Premierminister Tony Blair, die Soldaten nicht dafür zu bestrafen, dass sie die Wahrheit gesagt haben". Blair solle "Gerechtigkeit und Frieden unterstützen, anstatt die Verbreitung von Nuklearwaffen", sagte der iranische Präsident in offenkundiger Anspielung auf Londons Pläne zur Modernisierung der britischen Atom-U-Boote.

Quelle: ntv.de

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