Schlag gegen Reformer Karubi Iran verbietet Oppositions-Blatt
17.08.2009, 10:35 UhrDie größte Oppositions-Zeitung des Landes gehört dem Regimekritiker Karubi. Warum das Blatt verboten wird, ist offiziell noch nicht bekannt.
Die iranischen Behörden haben die Zeitung des oppositionellen Reformpolitikers Mehdi Karubi geschlossen. Die Staatsanwaltschaft habe eine vorübergehende Schließung angeordnet, erklärte Karubis Zeitung "Etemad Melli" auf ihrer Internetseite. Eine Stellungnahme der Justizbehörden liegt noch nicht vor.
"Etemad Melli" hatte wiederholt über Folter und sexuellen Missbrauch von verhafteten Demonstranten berichtet, die gegen Wahlfälschung bei der Präsidentenwahl vom 12. Juni protestiert hatten. Karubi gehört zu den Anführern der Protestbewegung. Die Opposition wirft den Behörden Wahlbetrug zugunsten des erzkonservativen Amtsinhabers Mahmud Ahmadinedschad vor. Karubis Blatt ist die größte Oppositionszeitung des Landes.
Dutzende von Oppositionsanhängern versammelten sich vor dem Gebäude der Zeitung, um gegen die Schließung zu protestieren. Nach Angaben von Augenzeugen trieb die Polizei die Demonstranten auseinander, die Slogans gegen Ahmadinedschad wie "Tod dem Diktator" skandierten.
80 Peitschenhiebe gefordert
Karubi hatte Ende Juli in einem Brief an Ex-Präsident Akbar Haschemi Rafsandschani geschrieben, laut Berichten von Häftlingen seien mehrere Frauen und Männer im Gefängnis brutal vergewaltigt und misshandelt worden. Der Konflikt um die Wahl hat den Iran in seine schwerste innenpolitische Krise seit der Islamischen Revolution vor 30 Jahren gestürzt.
Der erzkonservative Kleriker Ahmad Chatami, der stellvertretender Leiter des einflussreichen Expertenrates ist, schloss sich derweil Forderungen an, Karrubi müsse wegen seiner Missbrauchsvorwürfe der Prozess gemacht werden. Laut der Zeitung "Kajhan" sagte Chatami, jeder, der derartige Anschuldigungen vorbringe ohne Beweise zu liefern, müsse mit 80 Peitschenhieben bestraft werden.
Quelle: ntv.de, rts/dpa/AFP