Waffen schweigen in Basra Iran vermittelte Waffenruhe
31.03.2008, 08:06 UhrNach sechstägigen blutigen Kämpfen ist in Basra und in anderen irakischen Schiiten-Städten wieder Ruhe eingekehrt. Bilanz der Kämpfe zwischen der schiitischen Mahdi-Armee, den Regierungstruppen und der US-Armee: Mehr als 300 Tote, schätzungsweise 750 Verletzte. In der Hauptstadt Bagdad wurde unterdessen nach sechs Tagen eine Ausgangssperre wieder aufgehoben.
Ein Sprecher des Innenministeriums sagte der Nachrichtenagentur Aswat al-Irak, allein in der südlichen Hafenstadt Basra seien 210 "Bewaffnete" getötet und 600 Menschen verletzt worden. 155 Verdächtige seien seit Beginn der Offensive in der Stadt festgenommen worden, darunter "42 der gefährlichsten Verbrecher".
Der schiitische Prediger Muktada al-Sadr hatte die Kämpfer seiner Mahdi-Armee am Sonntag aufgefordert, "nicht mehr bewaffnet in Erscheinung zu treten". Wer sich nicht an diesen Befehl halte, werde aus der Sadr-Bewegung ausgestoßen.
Politisch und militärisch sieht es allerdings nach Einschätzung vieler irakischer und ausländischer Beobachter nicht so aus, als wäre die von Regierungschef Nuri al-Maliki befehligte Offensive gegen die Sadr-Anhänger ein Erfolg gewesen. Laut Aswat al-Irak verabschiedete der Rat der Stämme des irakischen Südens am Montag in Kairo eine Erklärung, in der die US-Truppen und die Regierung für die instabile Sicherheitslage verantwortlich gemacht werden. Die Stammesführer forderten, "ein Ende der Razzien und des willkürlichen Tötens".
Blutige Rivalität
In einem aktuellen Bericht des Washingtoner Institutes für politische Studien, heißt es, der schiitische Regierungschef Al- Maliki habe mit der Anfang vergangener Woche begonnenen Offensive seinen Rivalen Al-Sadr ausschalten wollen. Dies sei ihm aber selbst mit "massiver militärischer Unterstützung der USA" nicht gelungen, stattdessen habe die Gewalt überall im Lande wieder zugenommen, weshalb die Offensive als "gescheitert" angesehen werden müsse.
Unterstützung aus Iran
Unterdessen mehren sich die Hinweise, dass der Iran, der die Sadr- Miliz unterstützt, zur Beruhigung der Lage beigetragen hat. Die arabische Zeitung "Al-Hayat" berichtete, es habe am Wochenende Verhandlungen mit Al-Sadr gegeben, während sich dieser im Iran aufgehalten habe. Das Ergebnis der Gespräche, an denen auch Vertreter der beiden schiitischen Regierungsparteien Dawa und Oberster Islamischer Rat teilgenommen hätten, sei der Waffenruhe-Aufruf Al- Sadrs gewesen. Im Gegenzug habe man ihm zugesichert, zu prüfen, ob Angehörige der Mahdi-Armee zu Unrecht im Gefängnis sitzen.
Die US-Truppen meldeten derweil, sie hätten allein am Sonntag, dem letzten Tag der Offensive gegen die Mahdi-Armee, in Bagdad mehr als 40 Iraker getötet. Nach Angaben des US-Militärs starben am Sonntag zudem drei amerikanische Soldaten. Die "Grüne Zone" von Bagdad, in der die US-Botschaft und das Parlament liegen, wurde am Montag mit zahlreichen Mörsergranaten beschossen, wie Augenzeugen berichteten.
Quelle: ntv.de