Vor Atomgesprächen in Wien Iran will "mit Stärke" verhandeln
11.10.2009, 11:24 UhrKurz vor erneuten Atomgesprächen macht der Iran seine Position klar: Sollten die Verhandlungen scheitern, wolle man "eigenmächtig handeln", um den eigenen Forschungsreaktor mit Material zu versorgen. Die USA forderten das Land dagegen auf, seine Zusagen einzuhalten.

Laut dem Sprecher der iranischen Atomenergiebehörde will die Regierung unter Präsident Ahmadinedschad hart verhandeln.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Wenige Tage vor der zweiten Runde der Atomgespräche in Wien hat der Iran für die Verhandlungen eine harte Position angekündigt. "Der Iran verfügt voll und ganz über die Technologie zur Anreicherung und wird deshalb mit Stärke am Verhandlungstisch sitzen", zitierte die Zeitung "Poul" den Sprecher der iranischen Atomenergiebehörde, Ali Schirsadian. Sollten die Gespräche mit den fünf UN-Vetomächten und Deutschland am 19. Oktober scheitern, werde seine Regierung eigenmächtig handeln, um den Teheraner Forschungsreaktor mit Material zu versorgen.
Die USA warnten den Iran jedoch vor Verzögerungen. Die internationale Gemeinschaft werde nicht ewig auf Beweise warten, dass der Iran keine Atomwaffen baue, sagte US-Außenministerin Hillary Clinton in London. "Worte allein reichen nicht", sagte sie; nun müssten "Taten folgen".
Miliband: Iran muss sich Vertrauen verdienen

Einigkeit gegenüber dem Iran: Der britische Außenminister David Miliband und seine US-Kollegin Hillary Clinton.
(Foto: REUTERS)
Clintons britischer Kollege David Miliband erklärte, die Islamische Republik habe derzeit gute Chancen auf bessere Beziehungen mit dem Rest der Welt, müsse aber damit beginnen, sich "wie ein normales Land" zu verhalten. Die Regierung in Teheran müsse sich das Vertrauen erst verdienen, dass sie ihr Nuklearprogramm nur für friedliche Zwecke nutzen wolle.
Bei den jüngsten Atomgesprächen in Genf hatte der Iran einer Inspektion seiner zweiten Uran-Anreicherungsanlage zugestimmt. Zudem hatte sich das Land laut Angaben westlicher Diplomaten in Grundzügen damit einverstanden erklärt, etwa 80 Prozent seiner Bestände von niedrig angereichertem Uran nach Russland und Frankreich zu schicken. Dort sollte es von einem Anreicherungsgrad von 3,5 Prozent auf knapp 20 Prozent verdichtet und anschließend an den Iran zurückgegeben werden. Für den Einsatz einer Atombombe würde der Iran Uran mit einem Anreicherungsgrad von etwa 90 Prozent benötigen.
Deutsche trauen Iran Atombomben-Einsatz zu
Die sogenannte Sechser-Gruppe befürchtet, dass der Iran unter dem Deckmantel eines Kernenergieprogramms heimlich an einer Atombombe arbeitet. Die Regierung in Teheran weist den Vorwurf zurück und pocht auf ihr Recht auf Atomforschung, unter anderem für medizinische Zwecke.
Einer Umfrage zufolge sind fast zwei Drittel der Deutschen (63 Prozent) davon überzeugt, dass der Iran eine Atombombe auch einsetzen würde, wenn er sie bauen kann. In einer Umfrage des Nachrichtenmagazins "Focus" sagten 30 Prozent, der Iran werde eine Atombombe nicht einsetzen. Sieben Prozent machten keine Angaben. Das Meinungsforschungsinstitut polis/USUMA befragte für "Focus" im Oktober 1006 repräsentativ ausgewählte Personen.
Quelle: ntv.de, rts/dpa/AFP