"Nuklear-Tag" Iran will mit USA reden
09.04.2009, 20:58 UhrZwischen dem Iran und den USA könnten sich erstmals nach einer langen Eiszeit Gespräche zur umstrittenen Atompolitik anbahnen. Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad sagte bei der Eröffnung der ersten iranischen Nuklearbrennstoff-Fabrik, er sei bereit, mit dem Westen über Atomfragen zu sprechen. Die US-Regierung reagierte vorsichtig optimistisch auf die Ankündigung. "Wir haben stets gesagt, dass der Iran ein Recht auf ein ziviles Atomprogramm hat, aber solch ein Programm ist mit Verantwortung verbunden", sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Robert Wood, in Washington. Grund zur Besorgnis hat sie: Schließlich hat Iran mit der Eröffnung einer neuen Atomanlage sein umstrittenes Atomprogramm weiter ausgebaut.
Die USA hatten am Mittwoch angekündigt, in die direkten Gespräche der Vetomächte im Weltsicherheitsrat und Deutschlands mit dem Iran wieder einzutreten. Präsident Barack Obamas Vorgänger George W. Bush hatte solche direkten Gespräche hingegen abgelehnt.
"Wir sind bereit, Gespräche zur Atomkraft mit dem Westen zu führen, aber diese Gespräche sollten auf dem Rechtsprinzip, dem Prinzip der Gleichheit und dem Respekt vor den nuklearen Rechten des Iran fußen", sagte Ahmadinedschad am sogenannten Nuklear-Tag der Iraner in der zentral-iranischen Stadt Isfahan, wo die Brennstoff- Fabrik steht. Der Iran habe alle internationalen Abkommen eingehalten und werde keine Abstriche von seinen internationalen Rechten dulden, betonte er. Alle Atom-Aktivitäten des Iran stünden unter Aufsicht der Internationalen Atomenergie-Behörde.
USA in Sorge
US-Außenamtssprecher Wood machte hingegen deutlich, dass die internationale Gemeinschaft "erhebliche Sorgen" darüber habe, ob Teherans Nuklearprogramm tatsächlich friedlichen Zwecken diene. Der Iran habe bislang nicht die Schritte unternommen, die man von ihm verlangt habe, sagte er. Darüber hinaus gebe es Besorgnisse über die iranische Unterstützung von Terrorgruppen, betonte Wood.
Ahmadinedschad begrüßte indes erneut den Ruf Obamas nach einer atomwaffenfreien Welt. "Wir sind sogar bereit, unseren Teil dazu beizutragen", sagte er. Es wird erwartet, dass EU-Chefdiplomat Javier Solana den iranischen Atom-Unterhändler Said Dschalili kontaktieren und einen Termin für das nächste Treffen vereinbaren wird.
Atomprogramm komplett
Mit der Uran-Fabrik in Isfahan, die Ahmadinedschad am Donnerstag eingeweiht hatte und die zunächst einen Forschungsreaktor in der Stadt Arak und später das im Bau befindliche Atomkraftwerk Buschehr mit Atombrennstoff versorgen soll, hat der Iran indes die letzte Stufe seines seit langem vorangetriebenen Atomprogrammes erreicht. Das Werk sei ausschließlich von iranischen Experten errichtet worden, hieß es. In der Urananreicherungsanlage Natans sei ferner die Zahl der Zentrifugen von 6000 auf 7000 erhöht worden.
Die neue Anlage in Isfahan kann nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur Mehr jährlich zehn Tonnen Kernbrennstoff für den Schwerwasserreaktor Arak sowie 30 weitere Tonnen für Leichtwasserreaktoren wie das Atomkraftwerk Buschehr produzieren. Damit beherrscht der Iran nun sämtliche Schritte von der Urangewinnung bis zur Urananreicherung. Einer der Leiter der Fabrik, Wadschihollah Asadi, betonte, das Werk sei "zu 100 Prozent" iranisch.
Offiziell will das Land Atomkraft zur Stromgewinnung einsetzen. Die USA und weitere westliche Länder befürchten jedoch, der Iran könnte seine Kenntnisse auch zur Produktion von Atomwaffen nutzen. Teheran weist diese Vorwürfe zurück. "Die iranische Nation wollte niemals die Bombe besitzen - die Zeiten der Bomben und der Waffen sind längst vergangen", so Ahmadinedschad
Quelle: ntv.de, mit AFP