Vorrücken auf Jordaniens Grenze Isis baut Machtbereich aus
23.06.2014, 06:54 Uhr
Der Irak mobilisiert Freiwillige für den Kampf gegen Isis.
(Foto: dpa)
Die islamistische Isis-Miliz erkämpft sich weitere Gebiete im Grenzgebiet zu Syrien und Jordanien. Nach einer Blitzoffensive stehen die Kämpfer schon fast vor Bagdad.
Angesichts der Isis-Offensive im Irak bemühen sich die USA in der Region um einen gemeinsamen Krisenkurs. Bei Gesprächen in Ägypten und Jordanien berieten US-Außenminister John Kerry über Wege, den Vormarsch der Islamistenmiliz zu stoppen, der den Irak ins schlimmste Chaos seit Jahren gestürzt hat. An diesem Montag will Kerry nach Brüssel weiterreisen. Dort treffen sich die Nato-Außenminister, um sich über die Situation in dem Land auszutauschen.
Die Isis-Miliz hatte am Wochenende mehrere Orte im Westirak eingenommen und ihre Machtposition dort ausgebaut. Das benachbarte Jordanien mobilisierte nach dem Vorrücken der Kämpfer der sunnitischen Gruppe Islamischer Staat im Irak und Syrien (Isis) die Streitkräfte an seiner Grenze. Das Königreich habe Dutzende Verbände entlang der Grenze aufgeboten, verlautete aus Militärkreisen in Amman.
Berichten zufolge sollen Isis-Kämpfer die Stadt Rutba auf der Straße von Bagdad nach Amman und einen strategisch wichtigen Grenzübergang nach Jordanien eingenommen haben. Kein Land sei vor dieser Art von Terror sicher, sagte Kerry am Sonntag bei seinem Besuch in der ägyptischen Hauptstadt Kairo. Er verwies dabei zugleich auf die Unzufriedenheit der Sunniten, Kurden und auch einiger Schiiten mit der Regierung des schiitischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki.
Religiöse Differenzen
Zur Lösung der Krise müssten konfessionelle Interessen in den Hintergrund rücken, mahnte Kerry. Die Feindschaft zwischen den muslimischen Glaubensrichtungen der Sunniten und Schiiten hat im Irak eine lange Tradition. Ex-Diktator Saddam Hussein, ein Sunnit, hatte die schiitische Mehrheit im Land diskriminiert. Nach seinem Sturz 2003 verloren die sunnitischen Stämme Macht und Einfluss. Nach dem US-Abzug 2011 entbrannte der Machtkampf aufs Neue. Die von Schiiten dominierte Maliki-Regierung hält Sunniten seit Jahren von wichtigen politischen Posten fern.
Die Außenminister der 28 EU-Staaten wollen in Luxemburg die Gewalt der Islamisten verurteilen und eine Regierung fordern, in der Sunniten und Schiiten gleichermaßen vertreten sind. "Unsere Möglichkeiten der Einflussnahme sind begrenzt", sagte ein Diplomat. Sunnitische Terrorgruppen wie Isis kämpfen gegen Schiiten, die sie als "Abweichler" von der wahren Lehre des Islams ansehen.
Von der syrischen Provinz Rakka aus waren die Isis-Kämpfer vor einigen Monaten ins westirakische Anbar gekommen. In der Stadt Falludscha setzten sie sich im Januar fest, eroberten Waffendepots der irakischen Armee und hielten Angriffen der Regierungstruppen stand. Vor eineinhalb Wochen nahmen sie die Millionenstadt Mossul ein und zogen dann rasch weiter in Richtung Bagdad. Inzwischen haben die Islamisten große Landstriche im Norden und Westen des Iraks unter ihrer Kontrolle.
Quelle: ntv.de, sba/dpa