Bürgerkrieg in Somalia Islamisten aus Hochburg verdrängt
29.09.2012, 16:34 Uhr
Gezeichnet vom Kampf: Ein Mitglied der AMISOM-Truppen.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
In Somalia wächst die Hoffnung auf ein Ende des seit 21 Jahren währenden Bürgerkriegs. Truppen der Afrikanischen Union gelingt es, die islamistische Shebab-Miliz aus der Hafenstadt Kismayo zu verdrängen. Die Rebellen sprechen allerdings nur von einem taktischen Rückzug.
In Somalia haben die Truppen der Afrikanischen Union (AMISOM) den islamistischen Shebab-Milizen eine schwere Niederlage zugefügt. Die Milizen mussten sich nach Angriffen der AMISOM-Truppen aus der wichtigen Hafenstadt Kismayo zurückziehen. Kismayo galt als letzte Hochburg und wirtschaftliche Basis der Al-Kaida nahestehenden Rebellen.

Durch den Einsatz der Afrikanischen Union sind etliche Staaten des Kontinents in den Bürgerkrieg in Somalia verwickelt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Milizensprecher Ali Mohamud Rage sagte, es handele sich um einen "taktischen Rückzug". Fünf Jahre lang habe in der Stadt das Gesetz der Scharia geherrscht. Jetzt habe sich die Miliz "geordnet" zurückgezogen, um zivile Verluste zu vermeiden.
Die kenianische Armee, die Soldaten für die AMISOM stellt, bestätigte den Rückzug der Islamisten. Seit Freitagnacht sei der Norden Kismayos unter Kontrolle.
Die Shebab drohten jedoch mit ihrer Rückkehr. Nach Jahren der friedlichen Scharia-Herrschaft werde Kismayo ein "Schlachtfeld zwischen den Muslimen und den ungläubigen Eindringlingen", schrieben sie auf ihrem Twitter-Account. Shebab-Sprecher Rage sagte, die Milizen seien in den Außenbezirken Kismayos. Die kenianischen Truppen würden nicht "ruhig schlafen" können. Auch die Präsenz der Rebellen in den Randbezirken bestätigte die Afrikanische Union.
Shebab kontrolliert noch große Landesteile
Kismayo mit seinen 160.000 bis 190.000 Einwohnern galt als letzte Hochburg der Milizen und als deren wirtschaftliche Basis. Sie profitierten dort vom Hafen, aus dem vor allem Holzkohle exportiert wird. In den vergangenen Monaten waren die Islamisten von äthiopischen AMISOM-Truppen bereits aus mehreren Städten im Westen Somalias vertrieben worden. Vor etwa einem Jahr mussten sie sich aus der Hauptstadt Mogadischu zurückziehen. Auch damals hieß es wiederholt, es handele sich nur um einen taktischen Rückzug.
Mit der Wahl des neuen Präsidenten Hassan Cheikh Mohamoud am 10. September und dem Vormarsch der Schutztruppe AMISOM verstärken sich die Hoffnungen auf ein Ende des seit 21 Jahren andauernden Bürgerkriegs. Doch noch immer kontrolliert die Shebab mit ihrer ultrakonservativen Auslegung des Islam weite Landstriche im Süden und im Zentrum des ostafrikanischen Landes.
Quelle: ntv.de, AFP