Politik

Ägyptens Sicherheitskräfte wappnen sich Islamisten errichten Barrikaden

Armee und islamistische Kräfte ringen noch immer um die Macht.

Armee und islamistische Kräfte ringen noch immer um die Macht.

(Foto: REUTERS)

Der offene Machtkampf am Nil führt in Ägypten zu Chaos und Gewalt. Islamisten und Mursi-Gegner liefern sich Straßenschlachten mit vielen Toten. Und die Muslimbrüder wollen weiter kämpfen - solange bis Präsident Mursi wieder im Amt ist.

Ägyptens Sicherheitskräfte haben sich auf neue Zusammenstöße mit Anhängern der entmachteten Staatsführung vorbereitet: Nachdem am Vorabend mehr als zwei Dutzend Menschen bei gewaltsamen Auseinandersetzungen getötet und rund 460 verletzt worden waren, bezogen bewaffnete Bereitschaftspolizisten Stellung an mehreren Straßenkreuzungen und Brücken der Hauptstadt Kairo.

Besonders ausgeprägt war die Spannung rings um die Universität Kairo, wo die islamistischen Muslimbrüder Barrikaden errichteten und den Sicherheitskräften Porträts ihres Idols Mohammed Mursi entgegenreckten, den das Militär am Mittwoch aus dem Präsidentenamt gedrängt hatte.

Auf dem zentralen Tahrir-Platz in Kairo, den mit Stöcken bewehrte Mursi-Kritiker vor gegnerischen Aktivisten abriegelten, verbrachten hunderte Demonstranten die Nacht in Zelten. Zuvor war die Gewalt zwischen Anhängern und Gegnern des gestürzten Staatschefs sowie Soldaten am späten Freitagabend weiter eskaliert: Landesweit wurden mindestens 26 Menschen bei gewalttätigen Auseinandersetzungen getötet, die meisten davon in der Küstenstadt Alexandria und in Kairo. Die staatliche Nachrichtenagentur Mena berichtete von mehr als 460 Verletzten.

Die meisten Opfer gab es in Alexandria, wo allein 12 Menschen starben und weitere 200 verletzt wurden. Blutige Zusammenstöße gab es auch in Alexandria, Suez sowie in den Nil-Delta-Provinzen Damietta und Beheira. Zwei Mursi-Unterstützer wurden vor einer Einrichtung der Republikanischen Garde in der Nähe des Präsidentenpalastes getötet. Ein weiteres Todesopfer gab es bei Straßenschlachten im Zentrum Kairos.

Die Militärführung hatte Mursi entmachtet und im Verteidigungsministerium festgesetzt. Auch die Führungsriege der Muslimbrüder wurde festgenommen, die islamische Verfassung außer Kraft gesetzt. Als Übergangspräsident setzten die Streitkräfte den obersten Verfassungsrichter Adli Mansur ein, der sogleich das von den Islamisten dominierte Oberhaus auflöste.

Weiterer Führender Muslimbruder verhaftet

Unterdessen nahmen Sicherheitskräfte in Kairo den stellvertretenden Führer und Hauptfinanzier der Muslimbruderschaft, Chairat al-Schater, fest. Ihm wird Anstachelung zur Gewalt vorgeworfen. Auch der Bruder des wohlhabenden Unternehmers sei von den Sicherheitskräften mitgenommen worden. Al-Schater war von den Muslimbrüdern im vergangenen Jahr als Präsidentschaftskandidat aufgestellt worden. Nachdem die Wahlkommission ihn aus formalen Gründen von der Wahl ausgeschlossen hatte, war Mursi in letzter Minute ins Rennen geschickt worden und hatte die Wahlen dann gewonnen.

Der Chef der Muslimbruderschaft, Mohammed Badie tauchte überraschend bei einer Demonstration auf. In einer kämpferischen Rede vor einer Kairoer Moschee forderte er, Mursi freizulassen und wieder als Präsidenten einzusetzen. Dafür sei es auch wert, sein Leben einzusetzen. Das Militär rief er auf, nicht auf das Volk zu schießen. Ohnehin seien die Demonstranten mächtiger als Panzer: "Unsere nackte Brust ist härter als Kugeln." Am Donnerstag hatte es in Sicherheitskreisen noch geheißen, Badie sei festgenommen worden.

Zahlreiche TV-Sender, insbesondere islamistisch geprägte, sind weiterhin zwangsweise geschlossen. Die Aufmerksamkeit richtet sich nun auf den von der Armee eingesetzten Übergangspräsidenten Adil Mansur. Auch viele liberale Kräfte fordern von ihm, die Sender wieder öffnen zu lassen.

Die USA riefen alle Führer in Ägypten auf, den Gebrauch von Gewalt  anzuprangern und weitere Gewalt durch ihre Unterstützer zu  verhindern. Die US-Regierung erwarte, dass die  Armee die Rechte aller Ägypter schütze, dazu zähle auch das Recht  auf friedliche Versammlung.

Quelle: ntv.de, sba/AFP

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