"Schuhbomber"-Ermittlungen Islamisten festgenommen
12.06.2002, 11:01 UhrEin halbes Jahr nach dem vereitelten Anschlag des "Schuhbombers" Richard Reid auf ein US-Flugzeug sind in Frankreich fünf mutmaßliche Islamisten festgenommen worden. Wie die Polizei mitteilte, handelt es sich um zwei Pakistaner und drei aus Nordafrika stammende Männer.
Bei Hausdurchsuchungen in den Pariser Vororten Mantes-la-Jolie und Evry stellten die Anti-Terror-Fahnder Waffen und islamistische Dokumente sicher. Bereits im April waren im Zuge der Ermittlungen von Untersuchungsrichter Jean-Louis Bruguiere sieben Personen vorübergehend festgenommen worden. Die Fahnder überprüfen, ob Reid in Paris logistische Hilfe erhalten hat.
Der 28-jährige Brite hatte am 22. Dezember während eines Fluges von der französischen Hauptstadt nach Miami versucht, einen in seinen Turnschuh eingebauten Sprengsatz zu zünden. Er war von Passagieren und Besatzungsmitgliedern überwältigt worden. Reid, der mit der Terrororganisation El Kaida in Verbindung gebracht wird, ist in den USA angeklagt.
Zweifel an Terroranschlag mit schmutziger Bombe
Im Fall des vereitelten Anschlags mit einer radioaktiven Bombe in den USA mehren sich indes die Zweifel. Einem Bericht der englischen Zeitung "Independent" zufolge stehen britische "Sicherheitskreise" den US-Angaben "äußerst skeptisch" gegenüber. Wie die Zeitung schriebt, haben die USA den Sicherheitsdiensten Großbritanniens und anderer europäischer Länder trotz eingehender Erkundigungen keine Beweise dafür vorlegen können, dass der mutmaßliche Terrorist Abdullah al Muhajir Zugang zu radioaktivem Material gehabt habe.
Es stehe noch nicht einmal fest, dass er bereits den Ort und den Zeitpunkt für einen solchen Anschlag festgelegt hatte. Er habe offenbar nur die allgemeine Absicht gehabt, eine "schmutzige Bombe" zu bauen.
US-Rechte für Mujahir gefordert
Die Anwältin Muhajir hat unterdessen angekündigt, die Festsetzung ihres Mandanten in Militärhaft ohne Klageerhebung anzufechten. Die US-Behörden haben Muhajir zu einem "feindlichen Kämpfer" erklärt, wodurch er unter eine spezielle Militärgerichtsbarkeit fällt. Wesentliche bürgerliche Rechte werden damit beschnitten. "Mein Mandant ist ein (US-)Bürger und daran hat sich nichts geändert", sagte die Anwältin Donna Newman.
Muhajir ist in den USA geboren und hieß früher Jose Padilla. Er trat vor einigen Jahren zum Islam über und nennt sich seither Abdullah al Muhajir. Ihm wird vorgeworfen, er habe im Auftrag der El-Kaida-Organisation des Moslem-Extremisten Osama bin Laden Anschlagsziele in den USA auskundschaften sollen. Die Anschläge sollten nach US-Angaben möglicherweise mit radioaktiven "schmutzigen Bomben" ausgeführt werden.
Quelle: ntv.de