Politik

Brennende Barrikaden, Tränengas und Schüsse Islamisten randalieren in Tunesien

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(Foto: REUTERS)

Die Spannungen zwischen radikalen Islamisten und der gemäßigt islamistischen Regierung in Tunesien eskalieren. Ein Toter und mehr als ein Dutzend Verletzte sind die Bilanz von Protesten der Bewegung Ansar al-Scharia. Nach der Straßenschlacht wirft der Regierungschef seinen Feinden Terrorismus vor.

Demonstranten schmeißen Steine, Rauch liegt über den Straßen von Tunis.

Demonstranten schmeißen Steine, Rauch liegt über den Straßen von Tunis.

(Foto: AP)

Radikale Islamisten haben sich in Tunesien Straßenschlachten mit Sicherheitskräften geliefert. Ein Demonstrant starb laut Berichten der staatlichen Nachrichtenagentur. Mindestens elf Ordnungshüter und drei Demonstranten wurden verletzt, wie das Innenministerium bekannt gab. Kurz darauf verschärfte Regierungschef Ali Larayedh den Ton.

Auslöser der Krawalle war das Verbot eines Treffens der islamistischen Bewegung Ansar al-Scharia. Die Salafisten-Gruppierung gerät damit immer stärker in einen Konflikt mit der als gemäßigt geltenden islamistischen Regierung Tunesiens. Nach dem Kampf auf der Straße reagierte Regierungschef Larayedh mit einem verbalen Angriff. Er warf der gegnerischen Bewegung im Staatsfernsehen vor, in den Terrorismus verstrickt zu sein. "Ansar al-Scharia ist eine illegale Organisation, die den Staat herausfordert und provoziert", sagte er.

Die Demonstranten errichteten in einem Vorort der Hauptstadt Tunis Straßenblockaden aus brennenden Reifen und warfen Steine und Molotowcocktails. Sicherheitskräfte setzten Tränengas und Gummigeschosse ein, außerdem feuerten sie Warnschüsse ab.

Salafisten finden Regierung "anti-islamisch"

Das eigentlich in der Stadt Kairouan geplante Treffen von Ansar al-Scharia war vom Innenministerium aus Sicherheitsgründen verboten worden. Die Anhänger der angeblich 40.000 Mann starken Gruppierung werden für Angriffe auf die US-Botschaft sowie auf als "zu westlich" gebrandmarkte TV-Sender und Kunstausstellungen verantwortlich gemacht. Auch in Kairouan selbst kam es zu kleineren Ausschreitungen.

Dieser Polizist ist getroffen worden, Kollegen helfen dem Verletzten.

Dieser Polizist ist getroffen worden, Kollegen helfen dem Verletzten.

(Foto: AP)

Die regierende Ennahda-Partei, die selbst eine islamistische Ausrichtung hat, wendet sich neuerdings verstärkt gegen die militanten Islamisten. Diese erkennen zum Teil die Staatsgewalt nicht an, weil sie die Ansicht vertreten, die Gewalt gehe nur von Gott aus. Ansar al-Scharia wirft der Ennahda eine anti-islamische Politik vor und drohte der Regierung mit "Krieg".

Ministerpräsident Larayedh kündigte unterdessen an, auch in Zukunft keine Erlaubnis für einen Kongress der Salafisten von Ansar al-Scharia zu erteilen. Die Gruppe habe Kontakte zum Terrorismus und werde deswegen künftig als illegale Organisation eingestuft, hieß es.

Im Internet tauchte eine Unterstützerbotschaft des Terrornetzwerks Al-Kaida auf. Wie das auf die Überwachung islamistischer Webseiten spezialisierte US-Unternehmen SITE am Sonntag mitteilte, forderte ein Mitglied des sogenannten Scharia-Komitees der Al-Kaida im islamischen Maghreb (Aqmi) namens Abu Jahja al-Schankiti die tunesischen Salafisten auf, nicht auf die "Provokationen" der Regierung in Tunis einzugehen. Sie sollten sich "vom Regime nicht provozieren zu lassen" und lieber "Klugheit und Geduld" zeigen sowie die "guten Schritte, die Früchte tragen" weitergehen.

Quelle: ntv.de, jtw/AFP/dpa

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