Nach den Bomben auf Bali Islamistenführer verhaftet
17.10.2002, 10:11 UhrDie indonesische Polizei hat die Verhaftung von Abubakar Baasyir angeordnet. Der Islamistenführer soll in den Bombenanschlag auf der Insel Bali verwickelt sein. Das teilte Baasyirs Anwalt in Jakarta mit.
Der moslemische Geistliche ist einer der Anführer der islamistischen Jamaah-Islamiyah-Organisation (JI), die zusammen mit dem El-Kaida-Netzwerk hinter dem Attentat mit mehr als 180 Toten vermutet wird. Baasyir war nach dem Anschlag verhört, jedoch wegen fehlender Beweise wieder auf freien Fuß gesetzt worden.
Baasyir hatte zuvor die indonesische Regierung vor dem „Zerfall“ gewarnt, falls sie mit den USA zusammenarbeite. Der spanischen Zeitung „El Mundo“sagte er, er rede nicht von einem gewaltvollen Aufbegehren, „sondern von einer friedlichen Mobilisierung aller Indonesier“.
Aufforderung zur Abreise durch die Bundesregierung
Unterdessen berief London sein „nicht notwendiges“ diplomatisches Personal aus Indonesien. Australien forderte seine Bürger auf, Indonesien zu verlassen. Der australische Außenminister Alexander Downer begründete dies mit „beunruhigenden neuen Drohungen“, die australische Geheimdienste erhalten hätten. Auch Neuseeland drängte seine Bürger aus Indonesien abzureisen.
Auch die Bundesregierung empfahl den Deutschen in Indonesien, das Land zu verlassen. Die Sicherheitshinweise seien entsprechend verschärft worden, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes.Touristische oder sonst nicht notwendige Reisen nach Indonesien sollten deshalb auch gar nicht erst angetreten werden. Bisher gab es aus Deutschland nur die Empfehlung, die indonesische Ferieninsel Bali zu meiden.
Schwerster Anschlag seit dem 11. September
Zunächst hatte die indonesische Polizei vier Verdächtige festgenommen. Zwei von ihnen seien zunächst als Zeugen verhört worden. Die indonesischen Staatsbürger befänden sich noch auf der Ferieninsel und würden "intensiv verhört", sagte der Sprecher der indonesischen Polizei, Saleh Saaf. Bei dem schwersten Anschlag seit dem 11. September 2001 waren mindestens 183 Menschen getötet worden.
Howard besucht Bali
Der australische Premierminister John Howard hat in der Inselhauptstadt Denpasar an einer Trauerfeier für die Opfer teilgenommen. Zudem wollte er sich ein Bild von den Ermittlungen machen. Bei den meisten der Toten und mehr als 300 Verletzten handelt es sich um junge Australier.
Todesstrafe für Terroristen
Die indonesische Präsidentin Megawati Sukarnoputri will am Freitag ein Dekret veröffentlichen, um nach den Anschlägen auf Bali die Anti-Terror-Maßnahmen zu verschärfen. Unter anderem soll die Todesstrafe eingeführt werden. Mit dem Dekret würde Megawati das Parlament umgehen. Dort war ein Regierungsentwurf für ein verschärftes Anti-Terror-Gesetz auf Widerspruch gestoßen.
Operations-Marathon
Unterdessen haben Ärzte im australischen Perth mit einem fünftägigen Operations-Marathon zur Rettung von Opfern des Bombenanschlags begonnen. Die Operationen von insgesamt 21 Verletzten würden vermutlich bis Sonntag andauern, sagte ein Sprecher des Königlichen Krankenhauses Perth. Sie seien zum Teil von herumfliegenden Granatsplittern verletzt worden, andere hätten schwerste Verbrennungen erlitten.
Von den bislang 26 eingelieferten Patienten aus Bali stammten auch drei aus Deutschland, sagte der Sprecher weiter. Ihr Zustand sei stabil. Das Hospital in Perth hat nach eigenen Angaben eines der weltweit besten Operations-Zentren für Brandopfer.
Weitere deutsche Opfer?
Die Zahl der vermissten Deutschen auf Bali ist weiter gesunken. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes wird noch nach fünf Bundesbürgern gesucht. Sie könnten sich unter den Opfern befinden. Bestätigt ist bisher der Tod einer Frau aus Berlin. Mehrere Deutsche wurden verletzt.
Das Auswärtige Amt hat einen Krisenstab und eine Hotline (01888 / 171000) eingerichtet.
Quelle: ntv.de