Politik

Mord an Teenagern löste Krieg aus Israel fasst Drahtzieher von Entführung

"Keine Hamas = Frieden". Den Spruch haben angeblich israelische Soldaten in diesem Gebäude hinterlassen.

"Keine Hamas = Frieden". Den Spruch haben angeblich israelische Soldaten in diesem Gebäude hinterlassen.

(Foto: dpa)

Die Verschleppung und Ermordung von drei israelischen Jugendlichen hat den verheerenden Gaza-Krieg ausgelöst. Nun gibt Israel die Verhaftung des mutmaßlichen Drahtziehers der Tat bekannt. Im Gazastreifen schweigen derweil weiter die Waffen.

Die israelische Polizei hat die Festnahme des mutmaßlichen Drahtziehers der Entführung und Ermordung von drei jungen Israelis Mitte Juni bekanntgegeben. Hossam Kawasmeh sei bereits vor einem Monat unter dem Verdacht festgenommen worden, das Verbrechen geplant und organisiert zu haben, hieß es in einer Erklärung. Der Palästinenser sei im Flüchtlingslager Schuafat im Westjordanland nördlich von Jerusalem aufgegriffen worden.

Die israelische Armee bleibt in Alarmbereitschaft und will nach eigenen Angaben reagieren, sollte es weiteren Raketenbeschuss geben.

Die israelische Armee bleibt in Alarmbereitschaft und will nach eigenen Angaben reagieren, sollte es weiteren Raketenbeschuss geben.

(Foto: imago/Xinhua)

Israelischen Medienberichten zufolge gab Kawasmeh in der Haft zu, Geld von der radikalislamischen Hamas erhalten zu haben, um die Entführer zu rekrutieren und zu bewaffnen. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte der Hamas schon kurz nachdem Verschwinden der Religionsschüler vorgeworfen, für deren Entführung verantwortlich zu sein. Die Entführer der jungen Israelis sind noch nicht gefasst. Die Polizei nannte jedoch zwei Hauptverdächtige.

Ejal Jifrach, Naftali Frenkel und Gilad Schaer waren am 12. Juni beim Autostopp im Süden des Westjordanlandes gekidnappt und getötet worden. Daraufhin startete Israel eine groß angelegte Militär- und Polizeioffensive gegen die Hamas im Westjordanland, woraufhin die Hamas wiederum mit einem verstärkten Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen reagierte. Dies führte zum wochenlangen Krieg in dem Küstengebiet mit mehr als 1800 palästinensischen Todesopfern und mehr als 9500 Verletzten, darunter vor allem Zivilisten.

Feuerpause hält

Die von Ägypten vermittelte Waffenruhe zwischen Israel und den militanten Palästinensern wird derweil offensichtlich eingehalten. Ägypten habe vorgeschlagen, angesichts der Fortschritte bei den Verhandlungen in Kairo die dreitägige Feuerpause um zwei Tage zu verlängern, berichtete das israelische Onlineportal "Ynet" unter Berufung auf einen libanesischen Fernsehsender.

Die Waffenruhe hatte nach vier Wochen Gaza-Krieg am Dienstag begonnen. Gleichzeitig wird in Kairo über eine dauerhafte Lösung des Konflikts verhandelt. An den Gesprächen wollten auch die USA teilnehmen. Man müsse aber noch entscheiden, "auf welcher Ebene, in welcher Funktion und wann" eine US-Delegation dabei sein werde, sagte ein Außenamtssprecher.

Israelische und palästinensische Unterhändler tauschten über ägyptische Vermittler bereits Papiere mit ihren jeweiligen Forderungen aus. Israel fordert als Bedingung für einen Wiederaufbau des zerstörten Gazastreifens eine Entmilitarisierung des schmalen Küstenstreifens und eine Entwaffnung der militanten Organisationen. Dies lehnt die radikal-islamische Hamas bislang kategorisch ab.

Zehntausende sind obdachlos

Die Palästinenser fordern eine Aufhebung der jahrelangen Blockade des Gazastreifens. Dabei nennen sie den Bau eines See- und Flughafens in Gaza, eine Aufhebung von Einschränkungen bei der Geldüberweisung und eine Ausweitung der Fangzone für Fischer. Sie verlangen auch die Freilassung von Häftlingen.

Im Gazastreifen begannen Rettungskräfte damit, Leichen aus Trümmerbergen zu bergen. Zudem strömten viele Bewohner zurück in ihre Wohnviertel. 65.000 Menschen haben nach UN-Angaben keine Bleibe mehr. Der Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) hält sich im Gazastreifen auf, um sich ein Bild von den Zerstörungen und der Lage der Verletzten zu machen. "Ich habe noch nie so massive Zerstörungen gesehen", teilte Peter Maurer nach einem Besuch des Viertels Schudschaijja per Twitter mit.

Eine Mehrheit der Israelis sieht laut einer Umfrage keinen Sieger im Gazakonflikt. 51 Prozent der Befragten seien der Auffassung, dass es keinen klaren Gewinner gebe, berichtete "Haaretz". Israel hielten nur 36 Prozent der 442 befragten Bürger des Landes für den Sieger. Sechs Prozent gaben an, die Hamas habe gewonnen. 56 Prozent der Israelis urteilten, die von der Regierung vorgegebenen Kriegsziele - die Zerstörung der Tunnel der Hamas und die Unterbindung der Raketenangriffe - seien "nur teilweise" erreicht worden. Die Befragung hatte nach Beginn der Feuerpause stattgefunden. Dennoch beurteilten 77 Prozent der Befragten das Krisenmanagement von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu als "ausgezeichnet" oder "gut".

Quelle: ntv.de, mli/AFP/dpa

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