Terrorverdacht nach Besuch in Beirut Israel sperrt Journalisten ein
18.04.2014, 15:13 UhrWeil er in Beirut an einer Konferenz teilnehmen will, reist ein israelischer Journalist in den Libanon - ein feindliches Land. Bei seiner Rückkehr erwartet ihn bereits der Geheimdienst. Er soll Vertreter der Hisbollah-Miliz getroffen haben und ist nun Terrorverdächtiger.

Für Israel ist der Libanon ein verfeindetes Land, in das Journalisten nicht reisen dürfen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Israel hat einen Journalisten nach dessen Besuch im Libanon in Haft gehalten. Nach sechs Tagen wurde er Madschd Kajal wieder freigelassen. Das bestätigte ein Sprecher der arabischen Menschenrechtsorganisation Adalah. Erst gegen Ende der Haft sei es ihm erlaubt worden, mit einem Anwalt zu sprechen. Eine Sprecherin des israelischen Inlandsgeheimdienstes Schin Bet sagte, Kajal stehe nun vorerst unter Hausarrest. "Es bestand die Sorge, dass er sich im Libanon mit feindlichen Agenten getroffen hat", sagte sie. Er müsse weiterhin mit einer Anklage rechnen. Israel hatte eine strikte Nachrichtensperre über Einzelheiten des Falls verhängt, die nun aufgehoben wurde.
Der aus Haifa stammende 23-jährige arabischstämmige Israeli, der auch für Adalah arbeitet, hatte sich zu einem dreiwöchigen Besuch in Beirut aufgehalten. Nach Angaben der israelischen Zeitung "Haaretz" war Kajal nach Beirut gereist, um dort an einer Konferenz der libanesischen Zeitung "Al-Safir" teilzunehmen, für die er gelegentlich schreibt.
Kein Internet, keine Auslandsreisen
Israelische Polizei und Mitarbeiter des Geheimdienstes nahmen ihn am Samstag bei der Rückkehr am Allenby-Grenzübergang zu Jordanien fest, wie die Schin-Bet-Sprecherin bestätigte. Kajal habe den Libanon besucht, obwohl er wisse, dass es nach israelischem Gesetz verboten sei, feindliche Länder zu bereisen. 2011 sei er auf einer Hilfsflotte mitgereist, die die Seeblockade des Gazastreifens durchbrechen wollte.
Kajals Festnahme hatte scharfe Proteste von Menschenrechtlern und Mitgliedern der arabischen Minderheit in Israel ausgelöst. Gut 20 Prozent der rund acht Millionen Einwohner Israels sind Araber. Nach Angaben des Adalah-Sprechers darf Kajal auf Anweisung von Schin Bet 20 Tage lang nicht das Internet benutzen und 30 Tage lang nicht ins Ausland reisen. "Es besteht keinerlei Berechtigung für diese Maßnahmen", sagte Sprecher Salah Mohsen.
Der israelische Fernsehsender Aruz 10 berichtete, Schin Bet habe den Mann verhört, um sicherzugehen, dass er keine Repräsentanten der libanesischen Hisbollah-Miliz getroffen habe. Man habe gefürchtet, Kajal könne bei der Planung von Anschlägen auf Israel geholfen haben. Er sei erst nach einem Lügendetektortest wieder freigelassen worden. Dabei habe er angegeben, er sei nur im Zusammenhang mit journalistischer Arbeit in den mit Israel verfeindeten Libanon gereist.
Quelle: ntv.de, ame/dpa