Politik

Gaza soll zur Ruhe kommen Israel und Hamas verkünden Feuerpause

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Gaza am Abend.

(Foto: dpa)

Gerade sieht es im blutigen Konflikt zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen nach einer kleinen Annäherung aus, da gibt es in Tel Aviv einen Bombenanschlag auf einen Bus. Mindestens zehn Menschen werden verletzt. Dennoch gibt es einen neuen Versuch einer Waffenruhe: Die Hamas will ab heute Abend den Beschuss einstellen.

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Der Bus nach dem Anschlag im Herzen Tel Avivs.

(Foto: AP)

Die im Gazastreifen herrschende Hamas und die israelische Regierung haben sich auf eine Waffenruhe geeinigt. Bei einem Telefonat mit US-Präsident Barack Obama habe der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu "dessen Empfehlung angenommen, dem ägyptischen Vorschlag über eine Waffenruhe zuzustimmen", heißt es in einer Mitteilung Netanjahus. Er wolle so die Möglichkeit schaffen, die Lage zu stabilisieren und beruhigen, bevor eine "massivere Aktion" nötig sei. Die Hamas hatte verkündet, ab 20 Uhr deutscher Zeit keine Raketen mehr auf Israel zu feuern.

Der ägyptische Außenminister Mohammed Amr sagte, beide Seiten hätten eine Waffenruhe vereinbart. Bei seiner Pressekonferenz war auch US-Außenministerin Hillary Clinton anwesend, die den Beschluss begrüßte.

Obama lobte Netanjahu für dessen Zustimmung. Gleichzeitig sagte er den Israelis mehr Militärhilfe zum Ausbau ihres Raketenabwehr-Programms "Iron Dome" (Eiserne Kuppel) zu, teilte das Weiße Haus mit. Obama habe in einem weiteren Telefonat dem ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi für seine Anstrengungen gedankt, die Waffenruhe zu vermitteln.

Über Nacht hatte Israel mehr als 100 Ziele im Gazastreifen beschossen, während radikale Islamisten von dort aus 31 Raketen auf Israel abfeuerten. Später wurden bei einem Bombenanschlag auf einen Bus in Tel Aviv mindestens zehn Menschen verletzt. "Das war ein terroristischer Anschlag", sagte ein Sprecher des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Die meisten Opfer hätten aber nur leichte Verletzungen durch die Bombe erlitten, die in dem Bus explodiert sei.

Anschlag löst Freudenschüsse aus

Die Explosion nahe dem Verteidigungsministerium im Herzen Tel Avivs zerstörte die Fensterscheiben des Busses. Drei der Opfer erlitten nach Angaben der Sanitäter schwere Verletzungen. Polizisten durchkämmten die Umgebung auf der Suche nach dem Attentäter, der die Bombe in dem Fahrzeug deponierte, wie der Sprecher Netanjahus erklärte. Medienberichten zufolge wurde ein Mann festgenommen. Der Bus wurde durch die Explosion nicht zerrissen, was auf einen relativ kleinen Sprengsatz hindeutet. "Wir haben keine Hinweise auf einen Selbstmordattentäter", sagte der Polizei-Chef von Tel Aviv, Yoram Ohayon.

Im Gazastreifen sorgte der Anschlag am achten Tag der israelischen Offensive für einen Freudenausbruch. In Gaza-Stadt feuerten viele Menschen aus Begeisterung Freudenschüsse in die Luft, nachdem der Rundfunk über das Attentat berichtet hatte. Im größten Krankenhaus, wo viele Verletzte der israelischen Luftangriffe behandelt werden, wurde Kuchen verteilt. Ein Hamas-Sprecher begrüßte den Anschlag, die Organisation bekannte sich jedoch nicht zu der Tat. Das Attentat sei eine natürliche Reaktion auf das Vorgehen Israels im Gazastreifen, sagte der Hamas-Sprecher. "Die Palästinenser-Gruppen werden zu allen Mitteln greifen, um unsere Zivilisten zu schützen, wenn es die Welt angesichts der israelischen Aggression schon nicht macht." Israel hatte in der Nacht das leere Haus eines hochrangigen Hamas-Beraters bombardiert. Nach Angaben von Anwohnern war es das erste Mal, dass Israel nicht nur auf die militärische Führung der Organisation, sondern auch auf deren politischen Flügel zielte.

Hamas im Aufwind

Israels Wirtschaftsmetropole Tel Aviv war zuletzt im April 2006 Ziel eines Bombenanschlags gewesen, als ein palästinensischer Selbstmord-Attentäter elf Menschen an einem Imbiss in der Nähe des alten Busbahnhofs tötete. Die Hamas hatte in der vergangenen Woche mindestens vier Raketen auf die Küstenstadt abgefeuert, sie richteten jedoch keinen Schaden an.

Die Umbrüche des Arabischen Frühlings haben die Hamas beflügelt: Sie genießt das Wohlwollen der neuen islamistischen Regierungen und steht auch bei den sunnitischen Golfstaaten hoch im Kurs, die die Gruppe von ihren Beziehungen zum schiitischen Iran abbringen wollen. Der offizielle Vertreter der Palästinenser dagegen, Präsident Mahmud Abbas im Westjordanland, scheint zunehmend an Einfluss zu verlieren.

Quelle: ntv.de, che/rts

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