Neues Selbstmordattentat Israel zäunt Westjordanland ein
17.06.2002, 00:00 UhrNur einen Tag nach dem Baubeginn eines israelischen Sperrzauns zum Westjordanland hat sich wieder ein palästinensischer Selbstmordattentäter in Nord-Israel in die Luft gesprengt. Der Attentäter kam dabei ums Leben. Weitere Menschen kamen nicht zu Schaden. Kurz zuvor hatte Israels Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser gewarnt, dass fünf Selbstmordattentäter Anschläge in Israel planten.
In Haifa (Nord-Israel) wurde die Polizei wegen neuer Terrorwarnungen in höchste Alarmbereitschaft versetzt. In dem Ort Jamun (Westjordanland) sprengten israelische Soldaten vor dem Haus eines militanten Palästinensers ein mit Sprengstoff beladenes Auto, das für einen Anschlag in Israel vorbereitet worden sei.
Mit dem umstrittenen Sicherheitszaun will die Regierung in Jerusalem palästinensische Anschläge in Israel verhindern oder zumindest erschweren. Die elektronisch gesicherte Anlage ist zunächst in einer Länge von rund 130 Kilometern geplant. Die Kosten für jeden Kilometer Zaun liegen bei etwa einer Mio. US-Dollar. Das Schutzgitter soll mit Sensoren ausgestattet und mit Wachtürmen, Gräben und Hindernissen versehen werden, um das Eindringen nach Israel zu verhindern.
Der erste Abschnitt entsteht an der Grenze zu Dschenin im nördlichen Westjordanland. Israel nennt Dschenin eine Brutstätte des Terrorismus. Später soll auch ein Zaun um Jerusalem entstehen. Der israelische Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser nannte den Zaun einen "neuen Abschnitt in der Verteidigung der Bürger Israels". Er markiere keine politische Grenze. Die israelische Armee glaubt, dass künftig 80 bis 90 Prozent weniger militante Palästinenser nach Israel eindringen können.
Eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums wies darauf hin, dass keine Sperreinrichtung nach dem Vorbild der Berliner Mauer entstehene werde. Israels Außenminister Schimon Peres sagte bei einem Besuch in Bulgarien, der Zaun könne keine politische Lösung des Konflikts mit den Palästinensern ersetzen. "Ich glaube in der modernen Zeit sind es nicht Zäune, Gräben und Waffen, die Sicherheit bringen.
Kritik am Zaun
Der palästinensische Präsident Jassir Arafat kritisierte den israelischen Zaunbau als "faschistische Apartheidsmaßnahme". "Wir werden sie weiterhin mit allen Mitteln zurückweisen", sagte er bei einer Tour durch Schulen in Ramallah. Auch von israelischer Seite gibt es Kritik an dem Vorhaben. Rechtsorientierte Israelis sehen in dem Zaun außerdem einen ersten Schritt zu einer politischen Trennung vom Westjordanland und zur Einrichtung eines palästinensischen Staates.
Aus ganz anderen Gründen lehnt die israelische Friedensbewegung "Gusch Schalom" den Zaun ab. Das Versprechen von mehr Sicherheit sei eine große Lüge, heißt es in einer Erklärung. Der Zaun verursache lediglich noch mehr Widerstand, Hass und Angriffe. Für die Palästinenser entstehe ein Gefängnis, die Juden fänden sich hingegen im Getto wieder.
Quelle: ntv.de