Hamas stimmt Waffenruhe zu Israel zieht langsam ab
18.01.2009, 20:24 UhrDie israelische Armee hat nach Angaben eines Militärsprechers mit dem schrittweisen Abzug aus dem Gazastreifen begonnen. Zuvor hatten Augenzeugen berichtet, israelische Truppen seien aus Schlüsselpositionen in Gaza abgezogen und hätten sich in der Nähe der Grenze zu Israel in Stellung gebracht. Panzer gaben demnach ihre Hauptstellung in der früheren Siedlung Netzarim auf und öffneten damit erstmals seit Beginn der israelischen Bodenoffensive am 3. Januar die Straße zwischen dem südlichen und nördlichen Gazastreifen.
Die Hamas hatte zuvor eine einwöchige Waffenruhe für den Gazastreifen ausgerufen. Die Nummer zwei des Hamas-Politbüros, Mussa Abu Marsuk, forderte Israel in einer Fernsehansprache zugleich auf, seine Streitkräfte aus dem Palästinensergebiet binnen dieser Frist abzuziehen. Zur gleichen Zeit sollten nach seinen Worten die Grenzübergänge geöffnet werden, damit lebensnotwendige Hilfe in den Gazastreifen gelangen könne.
Waffenstillstand dauerhaft machen
Ihre massiven Angriffe auf Ziele im Gazastreifen hatte die Armee in der Nacht zum Sonntag um 02.00 Uhr Ortszeit (01.00 Uhr MEZ) eingestellt. Israels amtierender Ministerpräsident Ehud Olmert hatte wenige Stunden zuvor eine einseitige Waffenruhe verkündet. Nach einem kurzfristig einberufenen Nahostgipfel im ägyptischen Sinai-Bad Scharm el Scheich sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel: "Jetzt geht es darum, den Waffenstillstand dauerhaft zu machen."
Immer mehr Opfer
Palästinensische Sanitäter nutzten am Sonntagmorgen die ersten ruhigen Stunden seit Wochen, um mehr als 100 Tote zu bergen. Die Zahl der Todesopfer ist seit Beginn der israelischen Militäroffensive am 27. Dezember auf mindestens 1310 angestiegen. Weitere 5450 Menschen sind nach Angaben der Gesundheitsbehörde in Gaza verletzt worden. In Israel kamen zehn Soldaten und drei Zivilisten ums Leben.
Gipfeltreffen in Ägypten
Die USA, die Bundesregierung, UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und Papst Benedikt XVI. begrüßten die Ankündigung der einseitigen Waffenruhe durch Israel. Auf dem Nahost-Gipfel in Scharm el Scheich, zu dem der ägyptische Präsident Husni Mubarak kurzfristig eingeladen hatte, sprach sich Merkel für die Schaffung von Bedingungen aus, die zu einem dauerhaften Schweigen der Waffen führen sollen. Sie forderte ein Ende des Waffenschmuggels zugunsten militanter Palästinenser, der vor allem über Ägypten in den Gazastreifen läuft: "Es geht darum, die Grenzübergänge zu sichern, den Waffenschmuggel zu unterbinden." Deutschland sei dazu bereit, wenn nötig technische Hilfe zu leisten.
Zuvor hatte Merkel nach Angaben eines Regierungssprechers in Berlin die Erwartung geäußert, dass die Hamas ihren Raketenbeschuss Israels einstellt. Das Treffen in Scharm el Scheich diente vor allem dazu, die noch brüchige Feuerpause politisch zu untermauern. Zu den Teilnehmern zählten der französische Präsident Nicolas Sarkozy, der britische Premier Gordon Brown, König Abdullah II. von Jordanien, UN- Generalsekretär Ban Ki Moon und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas.
Im Vatikan bezeichnete Papst Benedikt XVI. die Waffenruhe als Hoffnungsschimmer, der es möglich mache, "den Dialog in Gerechtigkeit und in Wahrheit wieder aufzunehmen".
Quelle: ntv.de