Netanjahu wähnt sich fast am Ziel Israel zieht sich aus Teilen Gazas zurück
03.08.2014, 09:55 Uhr
Israelische Panzer auf dem geordneten Rückzug - im Grenzgebiet sollen sie nun eine "Sicherheitszone" errichten.
(Foto: imago/UPI Photo)
Seit zwei Wochen operieren israelische Bodentruppen auf palästinensischem Gebiet. Ihr Ziel: Die Vernichtung der Angriffstunnel der Hamas. Die Aufgabe scheint fast erledigt, Ministerpräsident Netanjahu lockert den Griff um Gaza - aber nur ein wenig.
Fast vier Wochen nach Beginn der Offensive im Gazastreifen hat Israel seine Bodentruppen aus weiten Teilen des Palästinensergebiets abgezogen. Die Verbände sollten aber nicht ganz abrücken, sondern eine schmale "Sicherheitszone" im Grenzgebiet schaffen, berichten israelische Medien.
Die israelische Luftwaffe setzt ungeachtet des Teilabzugs ihre Angriffe im Gazastreifen fort. 15 Menschen seien bei Luftschlägen in verschiedenen Orten des Gazastreifens getötet und mehr als 20 weitere verletzt worden, teilt ein Sprecher des palästinensischen Gesundheitsministeriums mit. Militante Palästinenser feuern weiter Raketen auf israelische Ortschaften.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte am Samstagabend angekündigt, die Armee werde sich nach der Zerstörung der Tunnel im Grenzgebiet neu positionieren. Namentlich nicht genannte Militärs betonten jedoch, die am 8. Juli begonnene Offensive in dem Küstenstreifen am Mittelmeer sei damit noch nicht beendet.
"Die Armee wird so lange im Einsatz sein, bis sie ihre Arbeit getan hat", sagte Netanjahu. Eines der Hauptziele Israels, die Vernichtung der Angriffstunnel der Hamas, sei bald erreicht. "Wir sind dabei, die Zerstörung der Tunnel zu vollenden." Danach werde Israel die Lage neu bewerten und weitere Schritte entsprechend seinen Sicherheitsbedürfnissen unternehmen, fügte Netanjahu hinzu.
Hamas-Sprecher Fawsi Barhum erklärte, der "bewaffnete Widerstand wird weitergehen, bis er seine Ziele erreicht hat".
Steinmeier fordert Ende des Status quo
Für eine dauerhafte Waffenruhe fordert Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier eine umfassende Lösung für den Gazastreifen. "Der Status quo, das zeigen die immer wiederkehrenden militärischen Auseinandersetzungen der letzten Jahre, ist nicht haltbar", schreibt der SPD-Politiker in einem Beitrag für die "Welt am Sonntag".
Eine langfristige Lösung könne es nur geben, wenn die Waffen der Hamas in Gaza für Israel nicht mehr eine ständige militärische Bedrohung darstellten und wenn die Menschen in Gaza auf eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen hoffen könnten. Steinmeier fordert eine Öffnung von Grenzübergängen unter internationaler Überwachung, um den Waffenschmuggel zu unterbinden. Dazu solle eine EU-Grenzmission reaktiviert werden.
Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums wurden in Gaza seit dem 8. Juli mehr als 1700 Palästinenser getötet. Über 9000 Menschen wurden demnach verletzt. Laut UN-Nothilfeorganisation Ocha hat die Gewalt fast jeden vierten Einwohner im Gazastreifen in die Flucht getrieben. Mehr als 254.000 der 1,8 Millionen Palästinenser hätten Zuflucht in einer der 90 UN-Unterkünfte gesucht. Auf israelischer Seite wurden 64 Soldaten und drei Zivilisten getötet.
Quelle: ntv.de, jve/dpa