"Soll Friedensnobelpreis gewinnen und uns in Ruhe lassen" Israels Verteidigungsminister attackiert Kerry
14.01.2014, 16:48 Uhr
John Kerry war vor kurzem tagelang in Nahost unterwegs.
(Foto: AP)
US-Außenminister Kerry versucht, eine Lösung im Nahost-Konflikt zu finden. Doch Israels Außenminister Jaalon poltert, Kerry habe keine Ahnung, "er soll uns in Ruhe lassen." Die US-Pläne seien "das Papier nicht wert". Drei ehemalige Generäle sehen das anders.
Israels Verteidigungsminister Mosche Jaalon hat US-Außenminister John Kerry einem Medienbericht zufolge persönlich herabgewürdigt und seinen Friedensplan scharf kritisiert. Laut der israelischen Tageszeitung "Jediot Ahronot" sagte Jaalon, Kerry sei "angetrieben von einer unverständlichen Besessenheit und messianischem Eifer". Der US-Minister könne ihm "nichts erzählen vom Konflikt mit den Palästinensern", fuhr der Verteidigungsminister dem Blatt zufolge in privaten Gesprächen fort. "Retten kann uns nur, dass John Kerry den Friedensnobelpreis gewinnt und uns in Ruhe lässt".
"Das Papier nicht wert"
Jaalon, der innerhalb der israelischen Regierung als Falke auftritt - also gegen die Abtretung israelisch kontrollierter Gebiete an die Palästinenser, um Frieden zu sichern -, kritisierte insbesondere die US-Vorschläge zu Sicherheitsfragen im Jordantal, das die Ostgrenze eines unabhängigen Palästinenserstaates bilden würde. Die von Kerry und US-General John Allen präsentierten Pläne "sind das Papier nicht wert. Sie garantieren weder Sicherheit noch Frieden", sagte Jaalon demnach.
Sein Kabinettskollege Juval Steinitz, für internationale Beziehungen zuständig und ein enger Vertrauter von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, sagte, auch wenn er inhaltlich mit Jaalon übereinstimme, "sollten wir eines unbedingt unterlassen: persönliche Beleidigungen". Justizministerin Zipi Livni, Chefunterhändlerin mit den Palästinensern, wählte schärfere Worte: "Man kann auf verantwortliche Art gegen die Verhandlungen argumentieren, ohne die Beziehungen zu unserem besten Freund zu beschädigen". Die Beziehungen zu den USA seien "unser ausschlaggebender strategischer Trumpf", so Livni.
Ex-Generäle widersprechen Kritikern
Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte zuvor Bedenken gegen einen Rückzug des Militärs aus dem Jordantal - doch drei frühere israelische Generäle wiesen diese zurück. Im Rahmen eines Friedensvertrages sei ein Abzug von der Ostgrenze eines künftigen Palästinenserstaates zu Jordanien durchaus möglich, berichtete die Zeitung "Jerusalem Post". Die Bedrohungslage sowie die Waffen- und Überwachungstechnik hätten sich in den vergangenen Jahren komplett verändert, habe Ex-Generalmajor Schlomo Brom, früherer Direktor für strategische Planungen im Generalstab, betont.
Nur in den ersten Jahren müsse Israel noch Truppen im Jordantal behalten, aber danach könnten zum Beispiel Nato-Truppen die Überwachung der Grenze übernehmen. "Es (das Jordantal) ist heute kein echter strategischer Aktivposten mehr", habe Brom betont. Denn es gebe keine syrischen oder irakischen Panzerarmeen mehr, die Israel von Osten her angreifen könnten. Außerdem sei Israel führend bei der Entwicklung und Anwendung von Waffensystemen, die eine Früherkennung möglicher Gefahren erlaubten und mit denen auch noch weit entfernte Ziele frühzeitig angegriffen werden könnten. Ähnlich äußerten sich Ex-Generalmajor Nati Scharoni und Ex-Brigadegeneral Gadi Zohar.
Quelle: ntv.de, rpe/AFP/dpa