Politik

Entwicklung in Europa negativ Jeder Vierte hat bestochen

Weltweit nimmt die Zahl der Korruptionsfälle zu. Dieser Ansicht sind 60 Prozent der Befragten in einer Umfrage von Transparency International. 25 Prozent gestehen ein, im vergangenen Jahr Schmiergeld gezahlt zu haben. Besonders schlecht wird die Korruptionsentwicklung in Europa und Nordamerika beurteilt.

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(Foto: picture-alliance/ dpa)

Einer von vier Bürgern weltweit hat in den vergangenen zwölf Monaten Bestechungsgelder an Behörden oder Institutionen gezahlt. Das ist das Ergebnis einer Studie der Antikorruptions-Organisation Transparency International, die anlässlich des Welttages gegen die Korruption veröffentlicht wurde. Von den Menschen, die Bestechungsgelder zahlten, gab rund die Hälfte zur Begründung an, damit Probleme umgehen zu wollen. Rund ein Viertel wollte nach eigenen Angaben Behördenvorgänge beschleunigen. Transparency International untersuchte vor allem geringere Zahlungen etwa an Gesundheitsbehörden, die Polizei oder Steuereinrichtungen. Befragt wurden mehr als 91.000 Menschen in 86 Ländern und Regionen.

Am weitesten verbreitet waren Schmiergeldzahlungen dem Korruptionsbarometer zufolge in Afrika südlich der Sahara. Hier zahlte mehr als die Hälfte der Befragten in diesem Jahr bereits Schmiergelder an korrupte Beamte. Danach folgten der Nahe Osten sowie Nordafrika, wo gut ein Drittel von solchen Zahlungen berichtete. In Europa und in Nordamerika lag der Anteil derer, die in den vergangenen zwölf Monaten Bestechungsgelder zahlten, bei fünf Prozent. Bezogen auf einzelne Länder waren Afghanistan, Kambodscha und Kamerun, aber auch Indien, die Palästinensergebiete und Sierra Leone auf den vorderen Plätzen.

Wie die Studie der Nichtregierungsorganisation zudem ergab, sind in Europa und in Nordamerika überraschend viele Menschen der Ansicht, dass sich die Korruption in den vergangenen drei Jahren verschärfte. Insgesamt 73 Prozent waren in Europa und 67 Prozent in Nordamerika dieser Meinung.

Edda Müller, Vorsitzende von Transparency Deutschland sagte bei n-tv: "Was die Deutschen mit ihren Schmiergeldzahlungen angeht: Da liegen wir sehr günstig. Nur zwei Prozent der Deutschen sagen, dass sie in den letzten zwölf Monaten Schmiergelder gezahlt haben, um zum Beispiel irgendwelche Vergünstigungen im öffentlichen Bereich, öffentliche Leistungen zu bekommen."

EU hat Probleme

Malmström sieht viel Nachholbedarf in der EU.

Malmström sieht viel Nachholbedarf in der EU.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström will härter gegen Korruption in den EU-Mitgliedsstaaten vorgehen. "Wir hoffen, nächstes Jahr ein Anti-Korruptionspaket präsentieren zu können", sagte Malmström der "Welt". Dazu seien eine neu gefasste EU-Strategie zur Korruptionsbekämpfung sowie schärfere Kontrollmechanismen geplant. Die Maßnahmen, die bis jetzt in der EU ergriffen worden seien, hätten noch keine überzeugenden Ergebnisse gebracht, begründete Malmström den Schritt. Deutlichstes Zeichen dafür sei, dass acht von zehn EU-Bürgern glaubten, dass es in den Verwaltungen ihres Landes Korruption gebe.

Die EU-Kommissarin kritisierte zudem, dass die einzelnen Mitgliedstaaten die EU-Regeln gegen Korruption nur sehr uneinheitlich umsetzten. "Das gilt auch für die wichtigsten internationalen Regeln und Kontrollmechanismen; sie werden in der EU sehr unausgewogen umgesetzt", sagte sie. Malmström regt nun an, dass die einzelnen EU-Länder ab 2012 regelmäßig darüber berichten, wie sie Korruption bekämpfen. Sie warnte außerdem davor, das Ausmaß der Korruption in Europa zu unterschätzen. "Es gibt in Europa keine korruptionsfreien Zonen."

Quelle: ntv.de, AFP/rts

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