Politik

Schwierige Suche nach Heim Jeder Zweite fürchtet Pflege-Odyssee

Ein Drittel der über 50-Jährigen hat schon nach Pflegemöglichkeiten gesucht.

Ein Drittel der über 50-Jährigen hat schon nach Pflegemöglichkeiten gesucht.

(Foto: dpa)

Die "Pflegenoten" des sogenannten Pflege-Tüvs bieten den Deutschen einer Umfrage zufolge keine ausreichenden Antworten - die große Mehrheit wünscht sich mehr Informationen über Pflegeheime. Die Bertelsmann-Stiftung macht Vorschläge, wie das gelingen könnte.

Pflegebedürftige und ihre Angehörigen fühlen sich vom Pflege-Tüv nicht ausreichend informiert - 90 Prozent der Deutschen verlangen deshalb bessere Auskünfte über Pflegeeinrichtungen. Laut einer aktuellen Umfrage der Bertelsmann-Stiftung fürchtet jeder Zweite, im Alter nicht den passenden Pflegedienst oder die passende Pflegeeinrichtung zu finden.

Weil der sogenannte Pflege-Tüv mit seinen seit 2009 geltenden "Pflegenoten" keine ausreichenden Informationen liefert, sollte ein von der Bundesregierung einberufener Qualitätsausschuss eigentlich bis Ende des Jahres ein neues Bewertungssystem für Pflegeheime aushandeln. Verantwortlich dafür sind Verbände der Pflegeanbieter und -kassen. Doch die Frist kann nicht eingehalten werden, frühestens 2019 will das Gremium erste Ergebnisse vorlegen. "Das geht zulasten der Ratsuchenden", kritisiert Stefan Etgeton, Gesundheitsexperte der Bertelsmann Stiftung. "Schon heute wäre es ohne großen Aufwand möglich, entscheidungsrelevante Informationen bereitzustellen."

Neun von zehn Befragten wünschen sich laut der Bertelsmann-Studie Daten zum Personaleinsatz in Pflegeheimen (88 Prozent), zur Pflegequalität (94 Prozent) und zur Ausstattung von Pflegeheimen (92 Prozent). Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann-Stiftung, fordert deshalb ein rasches Handeln: "Pflegebedürftige und ihre Familien sollten alle nötigen Informationen erhalten, um sich für den passenden Anbieter entscheiden zu können."

Starke Qualitätunterschiede befürchtet

Mehr als die Hälfte der Deutschen geht von starken Qualitätsunterschieden bei Pflegeheimen und -diensten aus. So befürchten 63 Prozent der Befragten, dass es in den Einrichtungen zu wenig Personal gibt. Dabei steht dieses Kriterium bei den über 50-Jährigen, die bereits nach Pflegemöglichkeiten gesucht haben, bei der Wahl eines Heims (gleich nach der Qualität der Pflege) an zweiter Stelle. Zudem schätzen 73 Prozent die Personalsituation in Pflegeheimen als "eher schlecht" oder "sehr schlecht" ein.

Wie Informationen bei der Suche nach dem richtigen Pflegeanbieter transparent vermittelt werden können, hat die Weisse Liste erarbeitet, ein gemeinsames Projekt der Bertelsmann-Stiftung und Experten aus Wissenschaft und Betroffenenverbänden. In ihren Reformvorschlägen sprechen sie sich unter anderem dafür aus, Informationen über Pflegeeinrichtungen online zugänglich zu machen und Pflegeanbieter zu verpflichten, über Leistungs- und Ausstattungsmerkmale Bericht zu erstatten.

Auch die Erfahrungen von Pflegebedürftigen, Mitarbeitern und Angehörigen sollten demnach in die Bewertung von Einrichtungen einfließen, grüne Daumen und rote Warndreiecke könnten nach Ansicht der Experten einen besseren Überblick über die Qualität der Heime verschaffen. Die erhobenen Rohdaten über Pflegeanbieter sollten dann zur freien Verfügung und Nutzung als Open Data im Netz bereitstehen.

Quelle: ntv.de, ftü

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