Drei Millionen suchen Sicherheit Jeder zweite Syrer ist auf der Flucht
29.08.2014, 08:37 Uhr
In Jordanien leben hunderttausende Syrer in Zeltstädten des UNHCR. Die Hälfte der Bevölkerung in Syrien ist auf der Flucht.
(Foto: REUTERS)
Die Zahl ist kaum vorstellbar: Die Hälfte aller Syrer, fast zehn Milllionen Menschen, ist entwurzelt. Heute überschreitet der dreimillionste Flüchtling die Grenze in eines der Nachbarländer. Laut UNHCR ist es der größte humanitäre Notfall unserer Zeit.
Der Bürgerkrieg in Syrien hat inzwischen drei Millionen Menschen in die Flucht ins Ausland getrieben. Diese Rekordzahl soll am heutigen Freitag übertroffen werden, teilte das UN-Flüchtlingswerk UNHCR mit. Damit ist die Zahl der Flüchtlinge binnen eines Jahres um eine Million gestiegen. Weitere 6,5 Millionen Menschen sind demnach innerhalb Syriens auf der Suche nach Sicherheit. Unter den entwurzelten Menschen seien ganz viele Kinder.
Inzwischen leben im Libanon 1,1 Millionen syrische Flüchtlinge, 815.000 in der Türkei und 600.000 in Jordanien. Dort sind in einigen Regionen die Lebensmittelpreise explodiert. Laut UN kostet ein Brot mehr als zehnmal so viel wie vor einem Jahr. Die Hilfsoperation sei inzwischen das größte Projekt in der 64-jährigen Geschichte des Flüchtlingshilfswerks.
Das UNHCR verweist auf Berichte über "immer entsetzlichere Bedingungen" in dem auseinanderfallenden Land. "Die Krise in Syrien ist zum größten humanitären Notfall unserer Zeit geworden, aber die Welt versagt dabei, den Menschen und den Ländern, in die sie flüchten, zu helfen", sagte der UN-Flüchtlingskommissar António Guterres. Selbst großzügige Angebote reichten nicht aus. "Die bittere Wahrheit ist, es ist zu wenig", sagte Guterres.
Zu den bisher gespendeten 3,1 Milliarden Euro würden zusätzlich bis Jahresende noch einmal 1,5 Milliarden Euro gebraucht, um die Flüchtlinge über den Winter zu bringen.
Laut UNHCR passieren die Menschen die Grenzen immer öfter total erschöpft, im Schockzustand, völlig verängstigt und ohne Ersparnisse. Die meisten seien seit mindestens einem Jahr auf einer Odyssee von Dorf zu Dorf gewesen, bevor sie sich endgültig zur Flucht entschlossen haben. Die Flucht selbst werde immer schwerer. Die Familien würden gezwungen, die Grenzposten zu bestechen oder Menschenschmuggler zu bezahlen.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa/AFP