Politik

Deutschland schließt Botschaft Jemen droht der Bürgerkrieg

Oppositionelle demonstrieren in Sanaa.

Oppositionelle demonstrieren in Sanaa.

(Foto: REUTERS)

Die Lage im Jemen wird immer bedrohlicher. Nach einem Angriff auf Präsident Saleh greifen dessen Gefolgsleute das Haus eines Oppositionspolitikers an. Aus Sicherheitsgründen schließt Deutschland seine Botschaft in der hart umkämpften Hauptstadt Sanaa. Außenminister Westerwelle fordert zudem alle Deutschen auf, das Land zu verlassen - und Präsident Saleh einmal mehr zum Rücktritt auf.

Der Jemen steht am Rande eines Bürgerkriegs. Der Machtkampf zwischen dem umstrittenen Präsidenten Ali Abdullah Saleh und einflussreichen Gegnern aus seinem eigenen Haschid-Stamm wird immer blutiger. Nachdem der 69-Jährige einen Anschlag überlebt hatte, feuerten seine Gefolgsleute Granaten auf das Haus des Oppositionspolitikers Scheich Hamid al-Ahmar in Sanaa ab. Zehn Menschen seien getötet und mindestens 35 weitere zum Teil schwer verletzt worden, berichtete die Nachrichtenwebsite "News Yemen".

Deutschland schloss seine Botschaft in Jemens Hauptstadt Sanaa. Außenminister Guido Westerwelle forderte zudem die rund 30 noch im Jemen verbliebenen Deutschen auf, sich in Sicherheit zu bringen. Die Bundesregierung folgte damit anderen Staaten. Auch Großbritannien appellierte an seine Bürger, den Jemen umgehend zu verlassen.

Westerwelle fordert Machtverzicht

Jemenitische Soldaten patrouillieren in der Hauptstadt.

Jemenitische Soldaten patrouillieren in der Hauptstadt.

(Foto: dpa)

Westerwelle forderte den seit mehr als drei Jahrzehnten amtierenden Präsidenten erneut auf, die Macht abzugeben. Saleh habe die "Verantwortung gegenüber seinem Land" bedauerlicherweise nicht wahrgenommen. "Er hätte auf einen Dialog setzen müssen, so lange noch Zeit war." Jetzt drohe immer mehr die Gefahr eines Bürgerkriegs.

Die EU-Außenbeauftragte Cathrine Ashton verlangte einen sofortigen Waffenstillstand. Regierungstruppen und Stammesmilizen sollten sich zurückhalten und die "Eskalation der Gewalt" beenden, sagte Ashton. Die USA verurteilten die "sinnlose Gewalt" in dem vom Terror heimgesuchten Armenhaus der arabischen Halbinsel.

Machthaber am Kopf getroffen

Saleh wurde während des traditionellen Freitaggebets, das er mit anderen Politikern in einer Moschee neben dem Palast verrichtete, von einem Granatsplitter am Kopf getroffen. Das sagte einer seiner Vertrauten dem Nachrichtensender Al-Arabija. Nach seinen Angaben starben bei der Attacke sieben Offiziere. Fünf hohe Mitglieder der Regierung und des Parlaments wurden mit schweren Verletzungen nach Saudi-Arabien geflogen. Es gab Spekulationen, dass auch Saleh zur Behandlung ins Nachbarland gereist sei. Das Informationsministerium in Sanaa dementierte das jedoch.

In den vergangenen Wochen war der seit langem schwelende Machtkampf zwischen dem 69 Jahre alten Saleh und der rivalisierenden Al-Ahmar-Familie immer weiter eskaliert. Scheich Sadik al-Ahmar ist Oberhaupt des Haschid-Stammes, dem auch die Präsidentenfamilie angehört. Hamid, der Bruder des Stammesführers, ist ein vermögender Geschäftsmann.

Al-Ahmar-Familie im Visier

In der südlichen Stadt Taiz setzten Demonstranten Autos in Brand.

In der südlichen Stadt Taiz setzten Demonstranten Autos in Brand.

(Foto: AP)

Die Al-Ahmar-Familie wehrt sich unter anderem gegen die Absicht von Saleh, seinem ältesten Sohn Ahmed die Macht zu übergeben. Der ist Kommandeur der Republikanischen Garde und damit eine der wichtigsten Machtstützen seines Vaters. Dagegen unterstützen die Al-Ahmars die Opposition, die seit Jahresbeginn Präsident Saleh mit Massenprotesten zum Rücktritt zwingen will.

Nach dem Angriff machte Saleh umgehend die verfeindete Al-Ahmar-Familie verantwortlich und bezeichnete diese als Bande von Gesetzlosen. Das Büro des Stammesführers wies alle Anschuldigungen zurück.

Saleh hat nach Berichten von Augenzeugen die blutige Eskalation mit ausgelöst. Mitglieder der loyal zu ihm stehenden Republikanischen Garde hätten zuvor die Häuser seines Halbbruders, General Ali Mohsen al-Ahmar, und des Oppositionspolitikers Hamid al-Ahmar in Sanaa beschossen. Anhänger der beiden Männer hätten daraufhin zum Gegenschlag ausgeholt und auf das Gelände des Präsidentenpalastes gefeuert.

Quelle: ntv.de, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen