Gefechte in Sanaa - Dutzende Tote Jemen steht vor Bürgerkrieg
26.05.2011, 11:35 Uhr
Seit Montag wird Sanaa von heftigen Kämpfen erschüttert.
(Foto: REUTERS)
Seit Tagen liefern sich Regierungstruppen und Rebellen in Jemens Hauptstadt Sanaa heftige Gefechte, bei einer Explosion kommen dutzende Menschen ums Leben. Präsident Saleh klammert sich eisern an die Macht und will im Jemen bleiben. Wegen der Kämpfe muss der Flughafen schließen, die USA ziehen erste Diplomaten ab.
Jemens Hauptstadt Sanaa wird zum Schlachtfeld. Bei einer Explosion in einem Waffenlager sind in der Nacht Regierungsangaben zufolge mindestens 28 Menschen getötet worden. Wie das Verteidigungsministerium mitteilte, gehört das Depot dem mächtigen Al-Ahmar-Stamm. Stammesvertreter und jemenitische Sicherheitskräfte liefern sich seit Tagen heftige Gefechte in Sanaa.
Das Ministerium teilte weiter mit, die Staatsanwaltschaft habe die Verhaftung von Stammesanführern der Ahmar-Familie angeordnet, die auf Seiten der Oppositionellen für einen Rücktritt von Präsident Ali Abdullah Saleh eintritt. Zahlreiche Mitglieder des Al-Ahmar-Stammes haben einflussreiche Positionen im Land inne. Aus Regierungskreisen verlautete zudem, dass die Zentrale eines oppositionellen Fernsehsenders zerstört worden sei.
Flughafen schließt
Die jüngsten Straßenschlachten waren am Montag ausgebrochen, nachdem Saleh erneut die Unterzeichnung eines Abkommens verweigert hatte, das seinen Rücktritt binnen eines Monats vorsieht. Im Jemen gibt es seit drei Monaten Demonstrationen gegen das Staatsoberhaupt, das das Land seit mehr als 30 Jahren autokratisch führt.
Der Flughafen der jemenitischen Hauptstadt Sanaa ist nach Berichten wegen heftiger Gefechte zwischen Regierungskräften und oppositionellen Stammeskämpfern geschlossen worden. Nach Angaben des britischen Senders BBC wurden die Flüge nach Aden umgeleitet. Hunderte flüchteten nach Augenzeugenberichten vor den Kämpfen in der Hauptstadt. Nach inoffiziellen Schätzungen wurden durch die Kämpfe zwischen dem Clan und Regierungstruppen mehr als 50 Menschen getötet.
Saleh will nicht weichen
Saleh ist seit 1978 an der Macht. Junge Demonstranten und die Opposition fordern seinen Rücktritt. Der Präsident hat dies jedoch bisher abgelehnt und sich auch dem wachsenden Druck der USA und der arabischen Golfstaaten widersetzt. Am vergangenen Sonntag warnte er vor einem Bürgerkrieg. Wenige Stunden später griffen die Regierungstruppen das Haus von Sadik al-Ahmar, dem Stammesführer der Haschid an. Der Präsident erklärte am Mittwoch, er habe nicht die Absicht, den Jemen zu verlassen, selbst nach einem Rücktritt nicht.
Beobachter in Sanaa sind jedoch größtenteils nicht der Meinung, dass dies schon der Beginn eines Bürgerkrieges ist, da die Demonstranten und die Parteien immer noch daran festhalten, dass ihr Protest, der Anfang Februar begonnen hatte, friedlich bleiben soll.
Ausländer fliehen
Wegen der Kämpfe zieht das US-Außenministerium alle nicht unbedingt für die Arbeit seiner Botschaft in Sanaa notwendigen Mitarbeiter ab. Auch Familiengehörige der Diplomaten und andere US-Bürger sollen das Land verlassen.
Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin forderte alle Beteiligten zu äußerster Zurückhaltung auf. Die gewalttätigen Auseinandersetzungen müssten beendet werden. Zugleich verlangte die Bundesregierung von Staatschef Saleh, endlich den Vermittlungsvorschlag der Golfstaaten für einen geordneten Machtwechsel zu unterzeichnen. Saleh dürfe nicht weiter auf Zeit spielen, sagte der Sprecher. Dies schade dem jemenitischen Volk und der gesamten Region. Zeige sich Saleh weiterhin starrsinnig, werde Deutschland entsprechende Maßnahmen ergreifen.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts