Politik

Stammesstruktur gut für Al-Kaida Jemen wird zum Terror-Fixpunkt

Soldaten in der Hauptstadt Sanaa.

Soldaten in der Hauptstadt Sanaa.

(Foto: dpa)

Wieder kommen die Bomben aus dem Jemen, wieder ist das Ziel die USA. Die beiden abgefangenen Pakete mit Sprengsätzen belegen, dass das Land im Nahen Osten immer mehr zur Basis des Terrornetzwerkes Al-Kaida wird. Das hat auch eine religiöse Gründe - so gilt das Land im Islam als Ursprung einer "rettenden Armee".

Für US-Präsident Barack Obama dürfte der Fund von mit Sprengstoff präparierten Paketen aus dem Jemen mit Adressaten in den USA nicht überraschend gewesen sein. Erst vor zwei Wochen hatte er den Jemen als Rückzugsort des Terrornetzwerkes Al-Kaida angeprangert. Das arabische Land gerät immer stärker in den Fokus des Anti-Terror-Kampfs. Schließlich soll Al-Kaida von dort aus nicht nur den Anschlagsversuch in einem US-Flugzeug auf dem Weg nach Detroit am vergangenen Weihnachtsfest geplant haben - nach US-Angaben hat der im Jemen untergetauchte Saudi Ibrahim Hassan el Asiri damals und auch jetzt die eingesetzten Sprengsätze zusammengebaut.

In manchen Gebieten des Landes hat die Regierung von Jemens Präsident Ali Abdullah Saleh kaum Einfluss.

In manchen Gebieten des Landes hat die Regierung von Jemens Präsident Ali Abdullah Saleh kaum Einfluss.

(Foto: dpa)

Al-Kaida nutze den Jemen "als Drehscheibe, von der sie ihre mörderischen Vorhaben verfolgen", sagte Obama Mitte Oktober. Der Jemen bietet tatsächlich ideale Bedingungen für Terroristen. Seine Bergregionen eignen sich hervorragend für bewaffnete Überfälle auf staatliche Sicherheitskräfte und bieten zahlreiche natürliche Rückzugsorte. Außerdem ist die Macht der Zentralregierung durch die archaischen Stammesstrukturen beschränkt, so dass Al-Kaida in einigen Gebieten des Jemen nahezu ungestört agieren kann.

Bis zu 400 Al-Kaida-Kämpfer

Auch die Tradition spricht aus Sicht von Al-Kaida für den Jemen. In der muslimischen Überlieferung heißt es, aus dem Land werde eines Tages eine "rettende Armee" kommen. Der jemenitische Außenminister Abu Bakr el Kurbi wurde kürzlich mit den Worten zitiert, er vermute in seinem Land 300 bis 400 Al-Kaida-Kämpfer, von denen einige offen kämpften und andere sich als "Schläfer" bereithielten.

Dass die Islamisten im Jemen eine internationale Gefahr darstellen, zeigen die von dort abgeschickten Sprengstoff-Pakete, die in der Nacht zum Freitag an Bord von Maschinen auf dem britischen Flughafen East Midlands Airport sowie in Dubai entdeckt wurden. Die Pakete waren an jüdische Einrichtungen im Raum Chicago adressiert und enthielten nach Polizeiangaben und Medienberichten den hochexplosiven Sprengstoff PETN.

US-Heimatschutzministerin Janet Napolitano sagte, das Komplott trage die Handschrift der Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP). Das Netzwerk war Anfang 2009 aus dem Zusammenschluss des saudi-arabischen und des jemenitischen Al-Kaida-Arms hervorgegangen. Obama sagte in einer Ansprache, von den Paketen sei eine "glaubwürdige terroristische Bedrohung" ausgegangen.

Bekannter Bombenbauer

Der Führer von Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel, Nasser al-Wahaishi.

Der Führer von Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel, Nasser al-Wahaishi.

(Foto: dpa)

Nicht weniger real war die Gefahr am 25. Dezember 2009, als der Nigerianer Umar Farouk Abdulmutallab versuchte, in einer US-Maschine im Landeanflug auf Detroit einen Sprengsatz zu zünden. Er hatte zuvor mehrere Monate im Jemen verbracht, wahrscheinlich in einem Ausbildungslager von Al-Kaida. Bei dem Anschlagsversuch verwendete er nicht nur den gleichen Sprengstoff, wie er nun gefunden wurde - die US-Regierung ist sich auch sicher, dass ein und derselbe Mann die Bomben gebaut hat. Darauf deuteten "kriminaltechnische Analysen" hin, sagte Obamas Anti-Terror-Berater John Brennan dem Fernsehsender ABC.

Brennan wollte den Bombenbauer zwar nicht namentlich nennen, Medienberichten zufolge haben die Ermittler jedoch erneut den saudiarabische Staatsbürger Ibrahim Hassan el Asiri ins Viser genommen, da er bereits den Sprengsatz für den gescheiterten Weihnachtsanschlag gebaut haben soll. Der 28-Jährige zählt zu den von Saudi-Arabien meistgesuchten Kriminellen - und hält sich im Jemen versteckt.

Die jemenitische und die US-Regierung versicherten nach den jüngsten Vorfällen erneut, dass sie im Kampf gegen Al-Kaida zusammenarbeiten. Dass Sanaa aus Washingtons Sicht aber bislang nicht genug gegen den Terror getan hat, legen Berichte über heimliche US-Drohnenangriffe im Jemen nahe. Dem Export von Terror aus dem Jemen will Washington auf keinen Fall untätig zusehen.

Quelle: ntv.de, Von Hammoud Mounassar, AFP

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