"Tag des Zorns" Jemeniten bleiben friedlich
03.02.2011, 10:21 UhrIn der jemenitischen Hauptstadt Sanaa demonstrieren zehntausende Oppositionsanhänger für demokratische Reformen. Nur wenige hundert Meter entfernt versammelt sich eine ähnliche hohe Zahl von Anhängern der Führung von Präsident Saleh.
Einen Tag nach dem Verzicht des jemenitischen Präsidenten Ali Abdullah Saleh auf eine weitere Amtszeit sind Demonstrationen seiner Gegner und Anhänger friedlich verlaufen. An verschiedenen Orten in der Hauptstadt Sanaa demonstrierten jeweils mehr als 20.000 Menschen, wie Augenzeugen berichteten. Oppositionsgruppen hatten zu einem "Tag des Zorns" aufgerufen.
Anhänger des seit 32 Jahren herrschenden Präsidenten campierten auf dem Tahrir-Platz in Sanaa, um dort Flagge zu zeigen. Mehr als 20.000 Oppositionsanhänger versammelten sich am Vormittag etwa vier Kilometer entfernt und marschierten in Richtung Innenstadt. "Das Volk will einen Regime-Wechsel", riefen Demonstranten. "Nein zur Korruption, Nein zur Diktatur!" Mehr als 20.000 Anhänger des Präsidenten demonstrierten nahe der Universität Sanaa. Anhänger von Saleh wurden Augenzeugen zufolge mit Bussen zum Schauplatz der Kundgebung gekarrt. Sie skandierten: "Ja zum Präsidenten, Nein zum Chaos!" Am Mittag zerstreuten sich die Demonstranten.
Auch in anderen Landesteilen fanden Kundgebungen statt. In Aden wurden Regierungsgegner von Sicherheitskräften daran gehindert, sich einigen tausend Demonstranten im Zentrum anzuschließen. Berichte über Ausschreitungen gab es zunächst nicht.
Keine ewige Präsidentschaft
. Außerdem will er die für April geplante Parlamentswahl verschieben und eine Regierung der nationalen Einheit bilden. Er machte zudem klar, dass er die Macht im Jahr 2013 nicht an seinen Sohn übergeben wolle.
Salehs aktuelle Amtszeit läuft noch bis 2013. Er arbeitet mit den USA bei der Bekämpfung der Al-Kaida-Terroristen zusammen, die sich in einigen Regionen des Jemens versteckt halten. Die jemenitische Führung fühlt sich aber derzeit an drei Fronten bedroht: von den Schiiten-Rebellen im Norden, den Separatisten im Süden und den Al-Kaida-Terroristen, die in den vergangenen Jahren mehrfach Anschläge auf ausländische Ziele im Jemen verübt hatten.
Im Jemen lebt mehr als die Hälfte der 23 Millionen Einwohner unter der Armutsgrenze. Ein Drittel der Bevölkerung sind chronisch unterernährt, 40 Prozent der Jemeniten müssen mit weniger als zwei Dollar den Tag auskommen. Viele sind von der Rauschdroge Khat abhängig, weshalb nachmittags in dem islamischen Land nur noch wenig funktioniert. Zudem geht das Öl - von dem man ohnehin viel weniger hat als die Nachbarn - langsam aus.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts