Politik

Moskau heiß auf Sakajew Jetzt Haftbefehl in London

Weil Russland weiterhin seine Auslieferung fordert, kommt der Tschetschenen-Sprecher Achmed Sakajew nun auch in Großbritannien vor Gericht. Der in Dänemark Freigelassene wurde am Donnerstagabend auf dem Londoner Flughafen Heathrow wegen eines von Russland über Interpol ausgestellten internationalen Haftbefehls festgenommen.

Nach Zahlung einer Kaution wurde er auf freien Fuß gesetzt. Am kommenden Mittwoch soll Sakajew einem Richter vorgeführt werden. Russland betrachtet ihn als Terroristen.

Sakajew war zuvor in Kopenhagen nach einmonatiger Auslieferungshaft freigelassen worden, nachdem die dänische Regierung ein russisches Auslieferungsbegehren abgelehnt hatte. Die Kaution in London hatten die Schauspielerin Vanessa Redgrave, der konservative Europaparlamentarier Lord Bethell sowie der in London lebende russische Autor und Menschenrechtler Wladimir Bukowski gestellt.

Sakajews Pass wurde eingezogen. Nach russischen Medien-Berichten hat Sakajew, der mit seiner Familie in Großbritannien wohnt, bereits vor längerer Zeit in London politisches Asyl beantragt. "Sakajew verlässt sich auf die britische Justiz, weil er weiß, dass er sich keines Verbrechens schuldig gemacht hat", sagte einer seiner russischen Förderer in einem Rundfunkinterview.

Der Kreml bestätigte, er fordere weiter Sakajews Auslieferung. Dieses Begehren sei unabhängig vom Aufenthaltsort des Gesuchten, sagte der für Tschetschenien zuständige Kreml-Sprecher, Sergej Jastrschembski, nach Angaben der Agentur Interfax. Nach Informationen von Scotland Yard wirft Russland dem Tschetschenen-Sprecher unter anderem Mord in mehr als 300 Fällen und ungesetzliche Inhaftierungen vor.

Sakajew ist aus russischer Sicht ein Terrorist, steht jedoch nach Einschätzung westlicher Beobachter für den gemäßigten Flügel des Widerstandes in Tschetschenien, von dem noch am ehesten ein Einlenken in dem seit drei Jahren dauernden Krieg erwartet wird. Seit 2001 versucht er als "Sondergesandter" des im tschetschenischen Untergrund lebenden Präsidenten Aslan Maschadow, Kontakte ins Ausland zu knüpfen.

Kurz nach Ausbruch des zweiten Tschetschenien-Krieges im Herbst 1999 war Sakajew verletzt ins Ausland geflohen. Im Herbst 2001, als die Russen ihn schon mit internationalem Haftbefehl suchten, erhielt er dennoch freies Geleit für ein Treffen mit dem ranghohen Kreml-Vertreter und Ex-General Viktor Kasanzew in Moskau.

Quelle: ntv.de

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