Anti-Terror-Kampf in Afghanistan Jung: Kein Zeitplan für Abzug
05.06.2007, 15:56 UhrBundesverteidigungsminister Franz Josef Jung hält ein Ende des internationalen militärischen Engagements in Afghanistan nicht für absehbar. "Ich will mich jetzt nicht auf eine Jahreszahl festlegen", sagte Jung am Dienstag bei seinem Besuch in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad. "Entscheidend ist: Afghanistan muss selbst in der Lage sein, für seine Sicherheit zu sorgen." Ziel sei der Aufbau einer je 70.000 Mann starken afghanischen Polizei und Armee. 38.000 Soldaten und eine ähnliche Anzahl an Polizisten seien bislang ausgebildet worden. Die EU werde die Polizeiausbildung in Afghanistan noch verstärken.
Jung sagte, beim Anti-Terror-Kampf in Afghanistan "steht Pakistan an unserer Seite und leistet auch einen wichtigen Beitrag zur Grenzsicherung". Es sei aber im gemeinsamen Interesse, dass grenzüberschreitende Rebellenangriffe von Pakistan nach Afghanistan unterblieben. Jung hatte am Montag in der indischen Hauptstadt Neu Delhi gesagt, Terroraktivitäten gingen auch vom pakistanischen Grenzgebiet aus. Islamabad steht unter internationalem Druck, härter gegen radikal-islamische Rebellen vorzugehen. Jung sagte nach einem Gespräch mit dem pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf, dessen Regierung fühle sich angesichts der Kritik "ungerecht behandelt".
Musharraf habe hervorgehoben, dass sein Land alles unternehme, um den Terrorismus zu bekämpfen. Pakistan habe 80.000 Soldaten an der 2560 Kilometer langen Grenze zu Afghanistan stationiert. Im Kampf gegen Terroristen sind Musharrafs Angaben zufolge rund 500 pakistanische Soldaten gestorben. "Wer 500 Soldaten verliert, dem kann man nicht vorwerfen, den Kampf gegen den Terrorismus nicht ernst zu nehmen", sagte Jung. Er sei sich mit Musharraf einig, dass die Stabilität Afghanistans nicht allein mit militärischen Mitteln zu erreichen sei.
Afghanistan weist Pakistan eine Mitschuld am Wiedererstarken der Taliban zu. Militärmachthaber Musharraf wirft Afghanistan wiederum vor, nicht genug gegen die Rebellen zu unternehmen. Die Regierung in Islamabad hat an der Grenze bislang 35 Kilometer abgezäunt, um Übertritte von Rebellen zu verhindern. Die afghanische Regierung kritisiert den Zaun, der ihrer Ansicht nach den umstrittenen Grenzverlauf zementiert und Stammesgebiete auf beiden Seiten teilt.
Jung wurde in Islamabad von seinem pakistanischen Amtskollegen Rao Sikandar Iqbal empfangen. Iqbal sagte, er habe mit Jung über den möglichen Kauf deutscher U-Boote gesprochen.
Quelle: ntv.de