Besuch in Pakistan Jung kritisiert die USA
05.09.2008, 15:37 UhrBundesverteidigungsminister Franz Josef Jung hat die USA zum Stopp der Angriffe auf Extremisten in Pakistan aufgerufen. "Hier ist die territoriale Integrität Pakistans zu respektieren", sagte Jung bei einem Besuch in der Hauptstadt Islamabad. Er werde sich dafür einsetzen, dass solche Vorstöße in Zukunft ausblieben.
Am Mittwoch hatte die US-Armee erstmals seit ihrem Einmarsch im Nachbarland Afghanistan 2001 einen Bodenangriff in Pakistan geführt. Dabei wurden nach pakistanischen Angaben bis zu 20 Menschen getötet. Der Einsatz in einem Grenzdorf deutete auf eine Intensivierung der US-Bemühungen hin, Al-Kaida- und Taliban-Kämpfern die Rückzugsmöglichkeiten zu nehmen. In Regierungskreisen in Washington war ein Angriff von US-Spezialkräften auf ein pakistanisches Grenzdorf bestätigt worden.
Erneut fünf Zivilisten getötet
Am Freitag wurden bei einem Raketenangriff in Pakistans Stammesgebieten an der Grenze zu Afghanistan nach pakistanischen Angaben erneut fünf Zivilisten getötet. Mutmaßliche US-Drohnen hätten im Nordwesten des Landes drei Raketen abgeworfen und damit zwei Häuser im Dorf Goorweck Baipali im Bezirk Nord-Waziristan getroffen, sagte ein ranghoher Sicherheitsbeamter, der anonym bleiben wollte, der Nachrichtenagentur AFP.
Jung äußerte Verständnis dafür, dass Pakistan einseitige Aktionen auf seinem Gebiet für unrechtmäßig halte. Zugleich hätten die pakistanische Regierung und die Armeeführung deutlich gemacht, dass sie weiterhin einen Beitrag zum Kampf gegen den Terrorismus leisten wollten. Pakistan habe zugesagt, die Grenze zu Afghanistan durch den Aufbau weiterer Kontrollpunkte besser abzusichern. Pakistans Regierungschef Yousaf Raza Gilani kündigte den Einsatz biometrischer Mittel und von Fingerabdruckkontrollen an.
Pakistan bittet um U-Boote
Jung sagte, Pakistan habe um Militärausrüstung aus Deutschland gebeten. Konkret gehe es um die Lieferung von drei U-Booten, was er befürworte. Außerdem nutze Pakistan bereits deutsche Lunar-Drohnen, um die Stammesgebiete im Nordwesten zu überwachen.
Bei dem Treffen mit Regierungschef Gilani habe Einigkeit geherrscht, dass in den Unruheregionen aber auch die zivile Entwicklung durch die Schaffung von Arbeitsplätzen und Bildungschancen vorangetrieben werden müssten, sagte ein Sprecher Jungs. In Pakistan soll nach dem Rücktritt Pervez Musharrafs am Samstag ein neuer Präsident gewählt werden.
Quelle: ntv.de