Politik

"Sie klauen unsere Träume!" Junge Griechen begehren auf

In der griechischen Hauptstadt Athen haben die seit Jahrzehnten schwersten Unruhen auch am Wochenende angedauert. Kurz nach einem friedlichen Gedenkmarsch für den durch Schüsse aus einer Polizeiwaffe getöteten 15-jährigen Schüler griffen kleinere Gruppen von Gewalttäter bis zum frühen Sonntagmorgen Polizisten und Gebäude mit Brandsätzen und Steinen an. Damit liefern sich die zumeist jugendlichen Demonstranten nunmehr seit knapp zehn Tagen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Mehr als 400 Menschen wurden bislang festgenommen. Die Regierung geht von einem Schaden von 200 Millionen Euro aus.

Angriffe auf Läden

Nach Polizeiangaben kam es in mehreren Stadtteilen Athens wieder zu Angriffen auf Banken, Ministerien, Geschäfte und Polizisten. Am schlimmsten betroffen war der Szene-Bezirk Exarchia, in dem der Schüler vor knapp zehn Tagen getötet worden war. Hier setzten die Beamten Tränengas gegen die Demonstranten ein. Aus Angst vor Angriffen hatten viele Restaurantbesitzer ihre Geschäfte bereits frühzeitig verriegelt. Den Angaben nach waren die Ausschreitungen aber nicht so heftig wie in den vergangenen Tagen. Im größten Teil der Stadt und im Rest des Landes blieb es weitgehend ruhig.

Ruhe bei Gedenkveranstaltung

Friedlich verlief auch eine Gedenkveranstaltung am Samstagnachmittag. Rund 200 Schulkameraden und ihre Familien versammelten sich vor dem Parlament, um des Schülers zu gedenken und gegen Polizeigewalt zu protestieren. "Wir sind hier, um unsere Trauer und unseren Schmerz auszudrücken, weil niemand uns versteht. Sie töten Kinder ohne Grund", sagte eine Schülerin. Auf einem verteilten Flugblatt hieß es: "Der Mord an Alexis hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Es ist ein Verbrechen, heutzutage ein Jugendlicher in Griechenland zu sein. Sie klauen unsere Träume!" Vielen Jugendlichen in dem südeuropäischen Land geht es schlecht. Ein großer Teil von ihnen hat nur eingeschränkte Berufsaussichten. Die Arbeitslosigkeit beträgt über sieben Prozent und wird voraussichtlich weiter steigen, während das Wirtschaftswachstum zurückgeht.

Wegen des Todes des Jugendlichen wird gegen zwei Polizisten ermittelt. Der Polizist, aus dessen Waffe der Schuss stammte, hat erklärt, er habe Warnschüsse abgegeben, nachdem sein Wagen von Jugendlichen angegriffen wurde. Augenzeugen sprechen dagegen von einem gezielten Schuss.

Quelle: ntv.de

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