Politik

Racheakt rechter Israelis? Junger Palästinenser entführt und ermordet

Zehntausende Israelis kamen zur Beerdigung der drei ermordeten Jugendlichen.

Zehntausende Israelis kamen zur Beerdigung der drei ermordeten Jugendlichen.

(Foto: dpa)

Beim Begräbnis der ermordeten israelischen Jugendlichen schwört mancher radikale Israeli auf Rache. Am Morgen danach wird die Leiche eines jungen Palästinensers in einem Wald bei Jerusalem gefunden. Auch israelische Medien glauben nicht an einen Zufall.

In einem Wald bei Jerusalem ist die Leiche eines arabischen Jugendlichen gefunden worden. Der israelische Polizeisprecher Micky Rosenfeld sagte, es werde geprüft, ob es sich um einen Mord nach einer Entführung handle. Israelische Medien sprechen von einem möglichen Racheakt rechtsgerichteter Israelis.

Wie das israelische Radio meldete, wurde der Junge in Jerusalem verschleppt. Es bestehe der Verdacht, dass er zuvor von rechtsgerichteten Israelis entführt worden sei, hieß es im Fernsehen. "Es gab einen Bericht über einen Jugendlichen, der in Bet Hanina (Ost-Jerusalem) in ein Auto gezerrt wurde", sagte Polizeisprecher Rosenfeld. Es sei aber noch unklar, ob es sich bei dem mutmaßlich Entführten und dem Toten um ein und dieselbe Person handle. "Wir prüfen auch noch, ob die Tat einen kriminellen oder einen nationalistisch motivierten Hintergrund hat."

Die Todesursache sei noch unklar, berichtet die "Jerusalem Post". Nach anderen Berichten weist die Leiche Brandspuren auf. In Bet Hanina kam es am Vormittag zu Ausschreitungen. Einwohner hätten Steine auf Sicherheitskräfte geworfen, teilte die Polizei mit. Der Jerusalemer Bürgermeister Nir Barkat verurteilte den Mord an dem Jugendlichen laut "Jerusalem Post" als "schreckliche und barbarische" Tat. "Dies ist nicht unser Stil, und ich vertraue darauf, dass unsere Sicherheitskräfte die Täter fassen werden. Ich rufe alle zur Zurückhaltung auf."

Auch Politiker sinnen auf Rache

Der israelische Polizeiminister Izchak Aharonovich hatte nach dem Mord an den drei jüdischen Jugendlichen bereits vor Racheaktionen gewarnt. In Jerusalem etwa hatten Hunderte Demonstranten Rache für den Mord gefordert. Die beiden 16-Jährigen und der 19-Jährige waren am 12. Juni entführt worden, als sie per Anhalter zwischen Bethlehem und Hebron unterwegs waren. Vermutlich wurden sie schon kurz nach der Entführung erschossen.

Zehntausende nahmen am Dienstag an der Trauerfeier auf einem Friedhof der Stadt Modiin im Zentrum Israels teil, zu der auch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Präsident Schimon Peres kamen. "Dies ist zu einem spontanen Tag der nationalen Trauer geworden", sagte Regierungschef Netanjahu, als er neben den drei mit Nationalflaggen bestückten Särgen zu der Menge sprach.

Der israelische Verteidigungsminister Mosche Jaalon kündigte an, die Morde würden nicht ungesühnt bleiben: "Die Hamas-Bewegung ist dafür verantwortlich, und wir wissen, wie wir Rechnungen mit ihr zu begleichen haben", sagte Jaalon im Militärradio. "Wir werden die Jagd auf die Mörder der Jungen fortsetzen und nicht ruhen, bis wir sie ergriffen haben." Die Hamas, die jede Verwicklung in die Tat bestreitet, drohte ihrerseits, eine israelische Offensive werde für Israel "das Tor der Hölle öffnen".

Quelle: ntv.de, nsc/dpa/AFP

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