Politik

Ausländische Truppenpräsenz Kabul will neu verhandeln

Nach dem Tod von mehr als 90 Zivilisten bei einem Einsatz der US-geführten Koalitionstruppen hat die afghanische Regierung eine Neuverhandlung der ausländischen Truppenpräsenz im Land verlangt. Das Kabinett in Kabul verabschiedete eine Resolution, in der der Außen- und der Verteidigungsminister mit der Aufnahme der Verhandlungen beauftragt wurden. Die Gespräche sollten darauf abzielen, die Bedingungen für den Aufenthalt ausländischer Soldaten in Afghanistan und ihre Verantwortlichkeiten in einem gemeinsamen Abkommen festzuhalten, heißt es in der Resolution. Außerdem solle den Luftangriffen auf Zivilisten sowie widerrechtlichen Festnahmen und Durchsuchungen durch ausländische Truppen ein Ende bereitet werden.

Die afghanische Regierung verurteilte den Luftangriff der US-geführten Koalitionstruppen, bei dem nach Angaben aus Kabul am Freitag nahe dem Dorf Asisabad in der westafghanischen Provinz Herat mehr als 90 Zivilisten ums Leben gekommen waren, darunter seien zahlreiche Frauen und Kinder. Die Koalitionstruppen hatten angegeben, bei dem Einsatz seien 30 Taliban-Kämpfer getötet worden.

Präsident Hamid Karsai warf den internationalen Truppen in einer Erklärung mangelnde Absprache mit den örtlichen Behörden vor. Karsai hatte die von den USA geführten Truppen in der Vergangenheit mehrfach aufgefordert, bei Einsätzen den Tod von Zivilisten zu vermeiden. Diese Anstrengungen seien bisher nicht von Erfolg gekrönt gewesen, teilte er in der Erklärung weiter mit. Die multinationalen Truppen leiteten eine Untersuchung ein. "Alle Anschuldigungen zum Tod von Zivilisten werden sehr ernst genommen", hieß es in einer Erklärung des US-Hauptmilitärstützpunkts in Bagram nördlich von Kabul.

Karsai entließ inzwischen zwei hochrangige Kommandeure der afghanischen Armee. General Dschalandar Schah Behnam und Kommandeur Abdul Dschabar seien wegen "Nachlässigkeit" und "Zurückhaltung von Informationen" entlassen worden, teilte das Präsidialamt in Kabul mit.

Den Koalitionstruppen in Afghanistan wird immer wieder vorgeworfen, bei Gefechten mit Aufständischen den Tod von Zivilisten in Kauf zu nehmen. Im Juli wurden bei zwei Luftangriffen der internationalen Truppen insgesamt 64 Zivilisten getötet. Die NATO-Schutztruppe ISAF und die US-geführten Truppen der "Operation Enduring Freedom" (OEF) haben insgesamt rund 70.000 Soldaten in Afghanistan stationiert.

Quelle: ntv.de

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