Politik

Kritik an russischem Militär Kadyrow will ukrainische Städte "vom Angesicht der Erde löschen"

Nicht mehr "zu 100 Prozent zufrieden": Ramsan Kadyrow.

Nicht mehr "zu 100 Prozent zufrieden": Ramsan Kadyrow.

(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)

Tschetschenen-Führer Kadyrow gehört zu den Hardlinern im Ukraine-Krieg: Er befürwortet eine Eskalation und kritisiert die militärische Führung Russlands. Nach massiven Raketenangriffen auf die Ukraine zeigt er sich zufrieden. Doch Kiews Erfolge lassen seine Stimmung erneut kippen.

Der tschetschenische Machthaber Ramsan Kadyrow hat erneut seine Unzufriedenheit mit dem Vorgehen des russischen Militärs in der Ukraine zum Ausdruck gebracht. In seinem Telegram-Kanal kritisierte er die "schwache Reaktion" Russlands auf den angeblichen Beschuss russischer Regionen durch die Ukraine. In einem Post bezeichnete Kadyrow, einer der engsten Vertrauten des Präsidenten Wladimir Putin, die Kampfhandlungen zudem erstmals als "Krieg". Der Kreml nennt den Überfall auf die Ukraine nach wie vor eine "militärische Spezialoperation".

"Wir haben immer gesagt, dass wir eine spezielle Militäroperation auf dem Territorium der Ukraine durchführen, aber der Krieg findet bereits auf unserem Territorium statt", sagte Kadyrow. "Und meine Meinung ist, falls sie euch interessiert, dass ich darüber sehr unglücklich bin."

Seit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine werden Militärobjekte in den russischen Grenzgebieten immer wieder beschossen. Am meisten betroffen ist die Oblast Belgorod, die an die ukrainischen Regionen Charkiw und Luhansk grenzt. In der letzten Zeit nahmen die Angriffe zu. Am vergangenen Samstag starben bei einem Beschuss in der Stadt Shebekino zwei Menschen, zwölf weitere wurden verletzt.

"Werden sie ihre LGBT-Leute schicken, um mit uns zu kämpfen?"

Als Vergeltung für den Beschuss des russischen Territoriums sollte man nach Ansicht Kadyrows ukrainische Städte zerstören. "Wir haben in den Grenzregionen bereits das Kriegsrecht ausgerufen, aber sie zögern nicht, auf Zivilisten zu schießen, soziale Einrichtungen zu zerstören, Kinder und ältere Menschen zu töten", behauptete Kadyrow, ohne Belege dafür zu nennen. Russland reagiere darauf zu schwach, kritisierte der Tschetschenen-Führer. Wenn ein Geschoss auf dem russischen Territorium einschlage, "müssen wir (ukrainische) Städte vom Angesicht der Erde löschen", forderte der 46-Jährige: "Damit wir den fernen Horizont sehen können. Damit sie verstehen, dass man nicht einmal daran denken darf, in unsere Richtung zu schießen."

Kadyrow zufolge solle sich Russland dabei keine Sorgen um die Reaktion des Westens machen. Mit Blick auf mögliche Maßnahmen der USA und der EU sagte er: "Alles, was sie hätten tun können, haben sie getan. Schlimmer wird es nicht. Werden sie ihre LGBT-Leute schicken, um mit uns zu kämpfen?" Kadyrow hat in Tschetschenien mit Billigung des Kremls eine Diktatur aufgebaut. In der Republik kommt es immer wieder zu Verschleppungen und außergerichtlichen Tötungen von queeren Menschen und Regierungskritikern.

Kadyrow forderte Einsatz von Atomwaffen

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Kadyrow gilt als Hardliner im Ukraine-Krieg. Nach russischen Niederlagen hatte er die militärische Führung seines Landes mehrmals scharf kritisiert. Er befürwortet eine Eskalation des Konflikts und hatte angesichts der Schwierigkeiten der russischen Armee gefordert, "Nuklearwaffen mit niedriger Sprengkraft" einzusetzen.

Anfang Oktober war Kadyrow wegen seiner "Verdienste" zum Generaloberst befördert worden. Daraufhin zeigte er sich besänftigt. Das tschetschenische Volk werde die Politik des Staatsoberhauptes überall auf der Welt voll und ganz unterstützen, schrieb er auf Telegram. Nach massiven russischen Raketenangriffen auf die Ukraine am 10. und 11. Oktober, bei denen zahlreiche Zivilisten ums Leben kamen, erklärte Kadyrow, jetzt sei er "zu 100 Prozent zufrieden".

Quelle: ntv.de

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