Politik

Afghanistan-Krieg Käßmann fordert Abzug

"Auch nach den weitesten Maßstäben der Evangelischen Kirche in Deutschland ist dieser Krieg so nicht zu rechtfertigen, deshalb muss die gewalttätige Auseinandersetzung möglichst rasch beendet werden", sagte Käßmann der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". "Möglichst bald sollten die deutschen Soldaten aus Afghanistan abgezogen werden." Der Rückzug solle aber nicht völlig überhastet, sondern in einer ruhigen und geordneten Form stattfinden.

Käßmann hat Hoffnung, denn man könne sich "unerschrocken und unverzagt dafür einsetzen, dass unsere Welt sich verändert zu mehr Gerechtigkeit und Frieden".

Käßmann hat Hoffnung, denn man könne sich "unerschrocken und unverzagt dafür einsetzen, dass unsere Welt sich verändert zu mehr Gerechtigkeit und Frieden".

(Foto: dpa)

Afghanistan sei allein mit Waffen nicht zu befrieden, antwortete Käßmann auf die Frage, ob sich die radikalen Taliban mit Friedensgesten besänftigen ließen. Es sei "zum Verzweifeln", dass "wieder einmal das Militärische den Vorrang" bekommen habe vor allen anderen Mitteln. So müsste beispielsweise der Waffen- und Drogenhandel, der den Terror finanziere, unterbrochen werden, sagte Käßmann. Auch müsse man mit den Taliban Gespräche wagen. "Die Akzeptanz in der Bevölkerung für einen friedlichen Neuanfang können Sie ohnehin nur mit friedlichen Mitteln herstellen", betonte Käßmann.

Die Bischöfin verteidigte auch den Einsatz von Militärseelsorgern in Afghanistan. Die Geistlichen seien Seelsorger für die Soldaten. "Hier wird kein Krieg abgesegnet, sondern es werden Menschen begleitet."

"Nicht nur blamabel, sondern dramatisch"

In ihrer Weihnachtsbotschaft rief Käßmann zu mehr Mut für eine sozialere Welt auf. "Nichts ist gut, wenn es in einer Gemeinschaft so schwer, so beschämend ist, Hilfe anzunehmen", mahnte die EKD-Ratsvorsitzende. Käßmann nahm Bezug auf den Selbstmord des Nationaltorwartes Robert Enke. Sein Zögern, seine schweren Depressionen öffentlich zu machen, stehe für die Ängste vieler. "Die Angst nämlich, nicht mehr mitzuhalten und nicht mehr eine Fassade von Größe, Schönheit und Stärke aufrecht zu erhalten." Diese Atmosphäre der Gnadenlosigkeit sei unmenschlich, sagte Hannovers Landesbischöfin.

Auch mit dem gescheiterten Klimagipfel in Kopenhagen beschäftigte sich Käßmann. Dieser sei gescheitert an mangelndem Mut, mangelnder Entschlossenheit und am Egoismus vieler. "Das ist nicht nur blamabel, sondern dramatisch." Es sei nicht gut, wenn weiter die Gesinnung "nach uns die Sintflut" vorherrsche. Nur durch eine internationale gemeinsame Strategie zur Eindämmung des Kohlendioxid-Ausstoßes könne die Klimaerwärmung gestoppt werden. "Und nur so können wir den Planeten Erde bewahren für nachwachsende Generationen."

Grund zur Hoffnung

Die EKD-Vorsitzende zeigte sich überzeugt davon, dass die Weihnachtsbotschaft Mut machen kann, um auf den Märkten und Straßen dieser Welt "für Vertrauen, Gerechtigkeit und Solidarität zu streiten". Zudem sprach sie sich dafür aus, dass sich die Menschen trotz aller Sorgen und Nöte auf Weihnachten freuen. "Denn die Weihnachtsfreude blendet Leid und Kummer in der Welt nicht aus." Es sei längst nicht alles gut auf der Welt, aber es bestehe dennoch Grund zur Hoffnung: "Gegen alle Widrigkeiten und allen Pragmatismus können wir uns unerschrocken und unverzagt dafür einsetzen, dass unsere Welt sich verändert zu mehr Gerechtigkeit und Frieden."

Die 51-Jährige ist seit Oktober 2009 Vorsitzende der evangelischen Kirche. Sie löste als erste Frau an der Spitze der EKD den Berliner Bischof Wolfgang Huber ab.

Quelle: ntv.de, dpa

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