Versöhnungs-Dialog mit Guttenberg Käßmann soll Truppen besuchen
11.01.2010, 18:25 UhrNach ihrer Kritik am Afghanistan-Einsatz soll ein Besuch der Bundeswehr in Afghanistan die Vorsitzende der Evangelischen Kirche vom Sinn des Bundeswehreinsatzes überzeugen. Guttenberg und Käßmann vereinbarten zudem einen regelmäßigen Dialog.
Nach ihrer Kritik am Afghanistan-Einsatz hat Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg die EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann zu einem Truppenbesuch eingeladen. "Es ist wichtig, dass unsere Soldaten Anerkennung in der Gesellschaft erfahren, das stand auch bei der Bischöfin außer Zweifel", sagte Guttenberg nach einem Treffen mit Käßmann. Beide vereinbarten dabei einen regelmäßigen Dialog.
"Ich habe an sie auch eine Einladung nach Afghanistan ausgesprochen", sagte Guttenberg. Die Einladung werde aber wohlwollend geprüft, sagte ein EKD-Sprecher. Das Gespräch werteten beide Seiten als "konstruktiv und harmonisch". Einigkeit bestand darin, dass das Thema Afghanistan in der Öffentlichkeit auch kritisch diskutiert werden solle. "Beide Seiten waren sich ebenso einig, dass für die Soldatinnen und Soldaten der Rückhalt der Gesellschaft wichtig ist. Dem könne eine offene Debatte nur dienlich sein", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung des Ministeriums und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Gegenseitige Besuche
Als Konsequenz aus der erregten Debatte wollen Guttenberg und Käßmann den gegenseitigen Kontakt intensivieren. Er habe die Bischöfin eingeladen, an der Führungsakademie der Bundeswehr zu sprechen, sagte Guttenberg. Er selbst werde eine Einladung für eine Akademietagung der evangelischen Kirche wahrnehmen.
Die Bischöfin war nach ihren kritischen Äußerungen am Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan vom Jahreswechsel von dem Minister zu einem Gespräch eingeladen worden. Käßmann hatte in ihrer Neujahrspredigt unter anderem gesagt: "Waffen schaffen offensichtlich auch keinen Frieden in Afghanistan". Dies war teilweise so interpretiert worden, dass die Bischöfin einen sofortigen Abzug der Bundeswehr befürworte; dieser Darstellung hatte Käßmann jedoch widersprochen.
An dem Gespräch in Berlin nahmen auch der evangelische Militärbischof Martin Dutzmann sowie der Bevollmächtigte des Rates der EKD, Prälat Bernhard Felmberg, teil. Dutzmann sagte dem NDR, Käßmann und Guttenberg seien sich "in den Grundpositionen sehr einig" gewesen. "Man ist sich einig darin, dass es einen Nachbesserungsbedarf in der Afghanistan-Politik gibt", sagte der Militärbischof. Es müsse noch sehr viel genauer die Zielsetzung beschrieben werden, zudem müsse das zivile Engagement verstärkt werden. Dutzmann bekräftigte, dass sich die Kirche "selbstverständlich" zu Themen wie dem Afghanistan-Einsatz äußern müsse.
Debatte geht weiter
Der Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, betonte mit Blick auf die Debatte, Terrorismus und Krieg ließen sich durch soziale Gerechtigkeit und den Einsatz gegen Hunger besser bekämpfen als mit militärischen Mitteln. Beim Neujahrsempfang der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Karlsruhe forderte der Freiburger Erzbischof: "Wir brauchen Solidarität und Gerechtigkeit - national wie global."
Guttenberg sagte mit Blick auf die Afghanistan-Konferenz am 28. Januar in London, dort gehe es nicht nur um die militärische Komponente. Auch die zivile Komponente des Einsatzes werde eine wichtige Rolle spielen. Gleichzeitig müsse auch eine Abzugsperspektive eingeleitet werden. "Aber die muss vernünftig sein und die muss verantwortbar sein", hob der Verteidigungsminister hervor.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa