Politik

Interview mit Sondos Sulaiman Kampf aus dem Exil gegen Assad

Sondos Sulaiman: Die einzige Lösung ist, Assad zu einem politischen Prozess zu zwingen, der von den Syrern und der Opposition mitgetragen wird.

Sondos Sulaiman: Die einzige Lösung ist, Assad zu einem politischen Prozess zu zwingen, der von den Syrern und der Opposition mitgetragen wird.

Sondos Sulaiman ist Syrerin, liebt ihr Land, sorgt sich um dessen Zukunft und um das Leben ihrer Familie. Vor elf Jahren floh die 35-Jährige von Hama im Westen Syriens nach Berlin. Von Deutschland aus kämpft sie jetzt mit ihrer Partei "al-Hadatha" ("Die Moderne") gegen den "Despoten von Damaskus". Constantin Schreiber spricht mit Sondos Sulaiman über die Tage, die Syriens Schicksal entscheiden können.

 

n-tv.de: Frau Sulaiman, selbst in Deutschland werden Sie von Syrern als Verräterin beschimpft und bedroht. Seit einem Jahr wissen Sie nicht, wie es Ihrer Familie daheim in Syrien geht. Jetzt könnte es eine Wende geben. Wie beurteilen Sie das Vorgehen von US-Präsident Barack Obama?

Sondos Sulaiman in ihrem Berliner Büro.

Sondos Sulaiman in ihrem Berliner Büro.

Sondos Sulaiman: Nach der Ankündigung eines möglichen Militärschlags sagen die Syrer 'der Tod durch Chemiewaffen tut uns nicht mehr weh als der Tod durch Raketenbeschuss'. Ich glaube, Obama hat lange weggeschaut, wie die Syrer vom Assad-Regime getötet wurden. Und das hat das Regime als grünes Licht für seine gewalttätigen Aktionen gegen das eigene Volk aufgefasst. Ein möglicher Militärschlag gegen Assad ist meiner Ansicht nach erforderlich und notwendig, als abschreckende Maßnahme. Und ich hoffe, dass der mögliche Militärschlag ausreichend ist, um die Säulen des Regimes zu erschüttern und nicht nur eine Alibi-Handlung Obamas darstellt, der damit seinen roten Linien treu bleiben könnte.

Wie vereint ist die syrische Opposition?

Die Opposition hat ihren Anteil an der Dauer der Krise, weil sie es nicht  geschafft hat, die internationale Gemeinschaft zu einem harten Vorgehen zu bewegen. Das Kernproblem ist aber, dass die Opposition ihre politische Arbeit unsystematisch und uninstitutionell ausführt. Sie müssen bedenken, dass die syrische Opposition für vier Jahrzehnte unter der Herrschaft des Assad -Diktators nicht die Möglichkeit hatte, Politik auszuüben.

Wie gefährlich sind die Hisbollah und der Iran im Falle eines US-Eingriffs?

Ich glaube, der Iran will nicht selbst in eine militärische Auseinandersetzung hineingezogen werden. Aber er wird die Hisbollah ermutigen, Angriffe gegen westliche oder israelische Ziele durchzuführen und dabei Unterstützung leisten.

Wie lässt sich die Krise überhaupt beenden. was muss die internationale Gemeinschaft tun?

Meiner Meinung nach ist die einzige Lösung, al-Assad zu einem politischen Prozess zu zwingen, der von den Syrern und der Opposition mitgetragen wird. Dies kann die internationale Gemeinschaft in Verbindung mit dem zu erwartenden Militärschlag initiieren. Denn freiwillig wird das Regime einen solchen Prozess nicht beginnen, es muss dazu gezwungen werden. Das heißt nicht, dass die Krise damit schnell beendet werden kann. Aber es wäre der Beginn zur Lösung der Krise, und damit für einen Wiederaufbau und Abrüstung. Es wäre zugleich der Beginn zu einem friedlichen, politischen Prozess und zur Konsolidierung der demokratischen Werte in Syrien.

Mit Sondos Sulaiman sprach Constantin Schreiber.

Schreiber arbeitete in Syrien, Libanon, den Vereinigten Arabischen Emiraten als Reporter sowie als TV-Korrespondent in Dubai. Dabei berichtete er auf Deutsch, Englisch und Arabisch. Von 2009 bis 2011 war der gelernte Jurist Medienberater im Auswärtigen Amt. Seit 2012 ist er Moderator bei n-tv. Auf n-tv.de berichtet er in loser Folge über das, was ihm bei Recherchen im Netz und bei Reisen in den Nahen Osten auffällt.

Quelle: ntv.de

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