Politik

Letzte Warnung Kampf um die Moschee

Die pakistanische Regierung hat den in einer Moschee verschanzten radikalen Muslimen am Abend eine "letzte Warnung" gegeben. "Dies ist die letzte Aufforderung, sich zu ergeben", schallte es aus Lautsprechern des Militärs, das um die Rote Moschee in Islamabad in Stellung gegangen ist. "Die letzte Runde hat begonnen", hieß es in Regierungskreisen. Das Gotteshaus könne bald gestürmt werden.

Dort halten sich seit Tagen bewaffnete Islamisten mit mehreren hundert Frauen und Kindern auf. Die nach Regierungsangaben etwa 60 Radikalen haben es abgelehnt, sich zu ergeben und zu einer islamischen Revolution aufgerufen. Bei den Kämpfen sind mindestens 21 Menschen getötet worden.

Fluchtlöcher in den Mauern

Die Sicherheitskräfte sprengen derweil weitere Löcher in die Außenmauer, um Frauen und Koranschülern eine Flucht zu ermöglichen. Bereits an den vergangenen Tagen hatten aber nur Einzelne das Gelände verlassen, das inzwischen nicht mehr mit Lebensmittel, Wasser oder Gas versorgt wird.

Hoffen auf die islamische Revolution

Extremisten-Anführer Abdul Rashid Ghazi bekräftigte die Bereitschaft seiner mit den afghanischen Taliban verbündeten Gruppe zum Märtyrertum. "Wir glauben fest daran, dass unser Blut eine Revolution auslösen wird", hieß es in der als Testament betitelten Erklärung. "So Gott will, ist eine islamische Revolution das Schicksal dieser Nation." Er warf der mit den USA im Kampf gegen den Terrorismus zusammenarbeitenen Regierung vor, "Muslime wie Vieh an die Ungläubigen" auszuliefern.

Ghazi sagte zudem Fernsehsendern, bei den jüngsten Gefechten seien mehr als 300 Menschen getötet worden. Davon seien die meisten Schülerinnen einer der beiden Koranschulen auf dem Gelände. Informationsminister Mohammad Ali Durrani wies die Angaben als Lüge zurück. Krankenhäusern und Behörden zufolge liegt die Zahl der Toten bislang bei 21.

Ghazi und sein am Mittwoch festgenommener Bruder Abdul Aziz haben die Konfrontation mit der Regierung seit Januar Schritt für Schritt verschärft. Die in der Moschee verschanzten Extremisten hatten den Zorn der Obrigkeit ausgelöst, als sie Anfang des Jahres eine Kampagne zur strikten Einführung des islamischen Rechts starteten. Dabei schreckten die religiösen Eiferer auch vor Selbstjustiz nicht zurück: Sie entführten Personen, denen sie Prostitution vorwarfen und schüchterten Ladenbesitzer ein, die westliche Videos feilboten. Zugleich drohten die Islamisten mit Selbstmordanschlägen, sollten die Behörden gegen ihre illegalen Umtriebe vorgehen. Der im Anti-Terrorkampf mit den USA verbündete Präsident zögerte daher lange mit dem Einsatz der Sicherheitskräfte gegen die Extremisten.

Hartes Durchgreifen gefordert

Liberale Politiker fordern seit langem ein härteres Durchgreifen gegen die Gruppe, die enge Verbindungen in die Stammesgebiete in der Grenzregion zu Afghanistan unterhält und für die Forderung nach einem Taliban-ähnlichen Staat inzwischen auch in den Großstädten Pakistans Unterstützung findet.

Quelle: ntv.de

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