Politik

Anschlag auf Pariser Synagoge 1980 Kanada ordnet Auslieferung an

Die Pariser Rue Copernic lag nach dem Anschlag 1980 in Schutt und Asche.

Die Pariser Rue Copernic lag nach dem Anschlag 1980 in Schutt und Asche.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Paris, im Oktober 1980: Vor einer Synagoge explodiert eine Bombe, die in einer Motorradtasche versteckt ist. Vier Menschen sterben, neun weitere werden verletzt. Knapp 20 Jahre später nehmen Ermittler in Kanada einen Tatverdächtigen fest. Nun soll Hassan D. an Frankreich ausgeliefert werden.

Hassan D. droht nun eine lange Haftstrafe.

Hassan D. droht nun eine lange Haftstrafe.

(Foto: AP)

Mehr als 30 Jahre nach einem tödlichen Anschlag auf eine Pariser Synagoge hat Kanada die Auslieferung eines Verdächtigen nach Frankreich angeordnet. Justizminister Rob Nicholson habe eine entsprechende Anordnung unterzeichnet, sagte ein Ministeriumssprecher. Der kanadische Libanese Hassan D. habe nun einen Monat Zeit, um gegen den Beschluss in Berufung zu gehen. Ihm droht wegen seiner mutmaßlichen Verwicklung in den Anschlag eine lebenslange Haftstrafe.

Bei dem Anschlag auf die Synagoge in der Pariser Rue Copernic waren am 3. Oktober 1980 vier Menschen gestorben. Damals explodierte eine Bombe, die in einer Satteltasche eines Motorrades versteckt war. Bei dem Anschlag vor der Synagoge starben drei Franzosen und eine junge Israelin, neun Menschen wurden verletzt. Es war der erste tödliche Angriff auf Juden in Frankreich seit der Besatzung durch die Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkriegs.

Ende 2009 wurde in Kanada der ehemalige Hochschullehrer D., festgenommen. Der libanesisch stämmige Tatverdächtige bestreitet allerdings eine Tatbeteiligung und sieht sich als Opfer einer Namensgleichheit. Ihm wird jedoch vorgeworfen, Mitglied des radikalen Spezialkommandos der Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP) zu sein. Sie soll für das Attentat in Paris verantwortlich sein. Die französische Justiz beschuldigt D., den Sprengsatz gebaut und an einem unter falschem Namen gekauften Motorrad vor der Synagoge deponiert zu haben.

Angriffe auf Juden, Synagogen oder andere jüdische Einrichtungen gibt es in Frankreich seit Jahren immer wieder; meist werden Molotow-Cocktails oder andere Gegenstände auf Gebäude geworfen. Als Motiv werden Anti-Semitismus, Israel-Hass oder Rechtsextremismus angenommen.

Im März 2012 erschoss der Attentäter Mohamed Merah drei Schüler und einen Lehrer vor einer jüdischen Schule in Toulouse. Am 8. September 1995 explodierte eine Bombe vor der jüdischen Schule von Lyon; 14 Menschen wurden verletzt. Für den Anschlag wurden Islamisten verantwortlich gemacht. Ende März 1985 waren bei einer Explosion in einem Kino in Paris während eines jüdischen Filmfestes 18 Menschen verletzt worden.

Quelle: ntv.de, cro/AFP

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