Politik

"Immer brutaler, effektiver" Kapitäne erwarten Piratenangriffe

Piratenboot im Golf von Aden.

Piratenboot im Golf von Aden.

(Foto: dapd)

Der Generalsekretär der Internationalen Schifffahrtskammer warnt vor brutalen Angriffen von Piraten im Golf von Aden. Seit 2005 seien etwa 60 Seeleute ums Leben gekommen. Die Bundeswehr kündigt Vorsichtsmaßnahmen an und verstärkt die Marine am Horn von Afrika mit mehreren Schiffen.

Die internationale Schifffahrt sieht sich von einer neuen Angriffswelle brutaler Piraten bedroht. Nach dem Abflauen der gegenwärtigen Monsunwinde sei mit verstärkten Attacken im Golf von Aden zu rechnen, sagte Peter Hinchliffe, der Generalsekretär der Internationalen Schifffahrtskammer (ICS). "Die Piraten werden immer brutaler, die Angriffe effektiver, die geforderten Summen höher", erklärte er. Wegen zahlreicher rechtlicher Unklarheiten beim Kampf gegen die Piraterie sei es sinnvoll, einen internationalen Gerichtshof unter dem Dach der UN einzurichten, der speziell für Piraten zuständig wäre. "Das ist nicht unbezahlbar, aber der politische Wille ist nicht ausgeprägt."

Deutschland verstärkt Präsenz

Indes hält die Bundesregierung die Verstärkung der Militärmission gegen Piraten am Horn von Afrika für notwendig. Verteidigungs-Staatssekretär Rüdiger Wolf verwies auch auf ein höheres Engagement des Welternährungsprogramms, dessen Transporte die Marineeinheiten vorrangig schützen sollen. Experten äußerten sich skeptisch zum Einsatz privater Sicherheitsdienste.

Die Bundeswehr-Fregatte "Köln" in Wilhelmshaven.

Die Bundeswehr-Fregatte "Köln" in Wilhelmshaven.

(Foto: dpa)

Wolf sagte, es habe im ersten Halbjahr 2011 bereits rund 160 Angriffe von Piraten auf Handelsschiffe gegeben im Vergleich zu insgesamt 230 Attacken in den Jahren 2009 und 2010. Die Bundeswehr hatte zuvor mitgeteilt, die Deutsche Marine werde ab Anfang September die EU-geführte Anti-Piraten-Operation "Atalanta" mit einer zweiten deutschen Fregatte verstärken. Das Schiff "Köln" werde Ende August aus Wilhelmshaven auslaufen, um zusammen mit der Fregatte "Bayern" an der Abwehr von Piratenangriffen teilzunehmen. Zu dem "Atalanta"-Verband gehören zudem Schiffe aus Spanien, Portugal und Griechenland sowie Flugzeuge zur Seefernaufklärung.

60 tote Seeleute

ICS-Generalsekretär Hinchliffe lobte einerseits die Aktivitäten vor allem der europäischen Staaten zur Bekämpfung der Piraten durch militärischen Schutz. Andererseits hätten bislang alle Maßnahmen nicht ausgereicht, um die Piraterie zurückzudrängen, weder die passiven Schutzvorrichtungen auf den Schiffen noch die Kriegsschiffe der Staaten. Angesichts vieler Krisen in der Welt, etwa in Libyen, habe das Piraterie-Thema bei vielen Regierungen keine hohe Priorität. "Als ab 2005 die Zahl der Überfälle stark anstieg, war es sehr mühsam für uns, überhaupt Gehör zu finden", sagte Hinchliffe. Seitdem seien rund 60 Seeleute im Zusammenhang mit Piraterie ums Leben gekommen, hunderte hätten monatelang unter schwierigsten Bedingungen als Geiseln gelebt.

Notwendig sei es, die Mutterschiffe der Piraten anzugreifen und sie vom offenen Meer zurück an die Küsten zu drängen. "Das ist ein kriminelles Geschäft, das wir so in der Geschichte noch nicht erlebt haben", sagte der Chef der Schifffahrtskammer. In der sind über nationale Verbände rund 80 Prozent der Welt-Handelstonnage organisiert.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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