SFOR sucht erfolglos Karadzic bleibt verschwunden
01.04.2004, 08:27 UhrSoldaten der SFOR-Friedenstruppe haben in der Nacht zum Donnerstag erneut vergeblich versucht, den als Kriegsverbrecher gesuchten Chef der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, zu ergreifen.
Einheiten der von der NATO geführten Friedenstruppe leiteten eine Razzia in der Ortschaft Pale nahe der bosnischen Hauptstadt Sarajevo ein, wo Karadzic vermutet wurde. Bei der Razzia, an der rund 40 deutsche, britische und US-Soldaten beteiligt waren, wurden ein Geistlicher und sein Sohn verletzt.
"Wir haben die Person, die wir gesucht haben, nicht gefunden", sagte ein SFOR-Sprecher. "Wir haben ein Verwaltungsgebäude durchsucht, ihn (Karadzic) dort jedoch nicht angetroffen." Pale galt früher als die Hochburg des untergetauchten bosnischen Serben-Chefs.
Die Frau des Priesters berichtete, ihr Mann und Sohn seien verletzt worden, als die SFOR-Einheiten ihr Haus gestürmt hätten. "Wir sind durch die Schüsse aufgewacht. Soldaten rannten in unser Haus und schleppten sie (Vater und Sohn) sofort in ein anderes Zimmer", sagte die Frau. "Ein Soldat hielt ein Gewehr an meinen Kopf. Ich hörte, wie mein Mann um Hilfe schrie, konnte aber nichts tun. Ich weiß nicht, ob sie noch leben."
Ein SFOR-Sprecher sagte, die beiden Verletzten seien mit einem Hubschrauber zu einem US-Militärstützpunkt bei Tuzla im Norden Bosniens geflogen worden. Dort würden sie im Krankenhaus behandelt. Über den Zustand der beiden wurde zunächst nichts bekannt.
Augenzeugen berichteten, kurz nach Mitternacht sei ein US-Konvoi in Pale eingetroffen. Über dem Ort hätten Hubschrauber gekreist. Kurz darauf seien Schüsse und eine Explosion zu hören gewesen.
Die SFOR hatte in den vergangenen Monaten ihre Fahndung nach Karadzic verstärkt. Das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag hat Karadzic und seinen ehemals flüchtigen Armeechef Ratko Mladic wegen Völkermordes an bosnischen Moslems während des Bosnien-Krieges 1992 bis 1995 angeklagt. Auf Karadzic ist ein Kopfgeld von fünf Mio. Dollar ausgesetzt. Es wird angenommen, dass er sich mit der Hilfe von Anhängern zwischen verschiedenen Verstecken im Osten Bosniens und im benachbarten Montenegro hin und her bewegt.
Quelle: ntv.de