Politik

Inoffiziell und privat Karsai bestätigt Taliban-Kontakte

Mit dem "Hohen Friedensrat" schafft Afghanistan ein Gremium, das unabhängig von der Regierung Friedensgespräche mit den Taliban vorantreiben soll. Dabei bestätigt Präsident Karsai nun, dass es längst Kontakte gibt. Diese seien aber inoffiziell und privat, "von Landsmann zu Landsmann", sagt Karsai.

Karsai hat erst in der vergangenen Woche den "Hohen Friedensrat" ins Leben gerufen.

Karsai hat erst in der vergangenen Woche den "Hohen Friedensrat" ins Leben gerufen.

(Foto: dpa)

Der afghanische Präsident Hamid Karsai hält nach eigenem Bekenntnis "inoffizielle private Kontakte" mit den radikal-islamischen Taliban. Ziel dieser inoffiziellen Verhandlungen sei, den Friedensprozess in seinem Land voranzubringen, sagte Karsai dem US-Sender CNN. "Wir haben mit den Taliban gesprochen, von Landsmann zu Landsmann", sagte er. Diese persönlichen Kontakte mit den Gegnern seien schon vor einiger Zeit aufgenommen worden. Es handele sich nicht um einen "regulären offiziellen Kontakt zu den Taliban mit einer festgelegten Adresse".

Die "Washington Post" hatte vergangene Woche unter Berufung auf nicht näher genannte afghanische und arabische Quellen berichtet, es gebe geheime Friedensgespräche zwischen der afghanischen Regierung und den Taliban. Daran seien offenbar erstmals auch Vertreter der Quetta Shura, der von Pakistan aus agierenden Talibanbewegung von Mullah Mohammed Omar, beteiligt.

"Sie sind wie Kinder"

Karsai wollte die Taliban, die aus unterschiedlichen Gründen "außerhalb ihrer Kontrolle" zur Gewaltanwendung getrieben wurden, wieder in ihre Heimat zurückholen. "Sie sind wie Kinder, die von ihrer Familie davongelaufen sind", sagte er. Diese Familie sollte sie jetzt zurückholen und wieder in die Gesellschaft eingliedern.

Karsai hatte erst vor wenigen Tagen den "Hohen Friedensrat" ins Leben gerufen. Unter dem Vorsitz des früheren Staatspräsidenten Burhanuddin soll dieses 70-köpfige Gremium unabhängig von der Regierung agieren und Gespräche mit den Taliban vorantreiben. Der Rat soll die von Karsai aufgenommenen Kontakte zu den Taliban nach den Worten des Präsidenten nunmehr "offiziell und rigoroser voranbringen".

Der afghanische Präsident verfolgt unterstützt von der internationalen Gemeinschaft einen Versöhnungsplan. Das Programm richtet sich an solche Taliban, die der Gewalt abschwören und an jene, die sich eher aus finanziellen statt aus ideologischen Gründen dem Aufstand angeschlossen haben. Bedingung für eine Wiedereingliederung ist, dass sie keine Verbindung zu internationalen Terrornetzwerken haben und die afghanische Verfassung akzeptieren. Darüber hinaus forderte Karsai die Taliban wiederholt öffentlich zu Verhandlungen auf. Die Islamisten machten in ihren Reaktionen jedoch immer den Abzug der NATO-geführten Truppen zur Vorbedingung für Gespräche.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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