Politik

"Regierung der nationalen Einheit" Karsai reicht Taliban die Hand

Hamid Karsai kündigt eine Regierung der "nationalen Einheit" an. Den Taliban reicht er die Hand und fordert sie auf, "nach Hause zurückzukehren und ihr Land anzunehmen", sagt Karsai.

Hamid Karsai will "unsere Brüder der Taliban" nach Hause zurückholen.

Hamid Karsai will "unsere Brüder der Taliban" nach Hause zurückholen.

(Foto: AP)

Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat die Bildung einer Regierung der "nationalen Einheit" angekündigt. Sein neues Kabinett werde Vertreter aller ethnischen Gruppen und politischen Lager des Landes umfassen, sagte Karsai in Kabul. Am Sonntag hatte Karsais politischer Rivale, Ex-Außenminister Abdullah Abdullah, seine Teilnahme an der Stichwahl abgesagt. Am Montag hatte die Wahlkommission daraufhin Karsai zum Sieger der Präsidentschaftswahl erklärt.

Ein Wahlplakat mit dem Konterfei Abdullahs in Kabul.

Ein Wahlplakat mit dem Konterfei Abdullahs in Kabul.

(Foto: AP)

Karsai ließ offen, ob Abdullah der Regierung angehören wird. Er sagte, er wolle sich in seiner zweiten Amtszeit vor allem für die Bekämpfung der Korruption in Regierung und Verwaltung einsetzen. Genau dazu hatte US-Präsident Barack Obama Karsai am Vortag in einem Telefonat aufgefordert. Für die notwendigen Veränderungen in Afghanistan seien nun "Taten und nicht Worte erforderlich", so Obama. Zuvor hatte die US-Regierung erklärt, dass sie die Wiederwahl Karsais trotz der Zweifel an der Legimität der Abstimmung als rechtmäßig ansieht.

"Von der Korruption diffamiert"

"Afghanistan ist von der Korruption diffamiert worden. Unsere Regierung ist von der Korruption diffamiert worden", sagte Karsai. "Wir werden uns mit allen möglichen Mitteln bemühen, diesen Makel zu entfernen." Zugleich streckte Karsai den radikalislamischen Taliban die Hand aus. "Wir rufen unsere Brüder der Taliban auf, nach Hause zurückzukehren und ihr Land anzunehmen", sagte Karsai.

Die Taliban wiesen Karsais Gesprächsangebot zurück. Es handele es sich um "leere Worte", sagte Taliban-Sprecher Jussuf Ahmadi der Nachrichtenagentur AFP. Karsai  habe derartige Erklärungen schon öfter abgegeben. "Wir messen diesem Friedensangebot von Karsai keinen Wert bei, weil wir wissen, dass dies leere Worte sind", sagte der Sprecher. Karsai sei eine "Marionette" und auch seine Regierung bestehe aus Marionetten. Der afghanische Präsident habe nicht die Autorität, eine derartige Entscheidung zu treffen.

Karsai sagte, es wäre "besser für unser Land und den Demokratieprozess" gewesen, wenn die zweite Runde der Präsidentschaftswahl wie geplant am Samstag stattgefunden hätte. "Das ist das, was wir gewollt hatten", sagte er.

Abdullah hatte von Karsai gefordert, den Chef der Wahlkommission und drei Minister wegen des massiven Betrugs in der ersten Runde der Wahl zu entlassen. Als Karsai dies verweigerte, sagte Abdullah unter Verweis auf erneut drohende Manipulationen bei der zweiten Runde seine Teilnahme an der Präsidentenwahl ab.

Quelle: ntv.de, dpa/rts/AFP

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