Schon auf Plus verzichten heißt sparen Kassen gegen Ärzte-Nachschlag
30.10.2010, 13:59 UhrWenn Ärzte jetzt weniger Geld bekommen als sie ursprünglich gefordert haben, sparen sie bereits. Das ist die Logik von Gesundheitsminister Rösler, der damit den satten Aufschlag für Ärzte-Honorare rechtfertigt.

Vor allem die bestverdienen Ärzte in Baden-Württemberg und Bayern bekommen jetzt einen ordentlichen Zuschlag.
(Foto: dpa)
Die gesetzlichen Krankenkassen haben die Einigung der Regierungskoalition auf eine Honoraranhebung für Kassenärzte kritisiert. "Die gut verdienenden niedergelassenen Ärzte bekommen noch mehr, und die Portemonnaies der Beitragszahler leeren sich", sagte der Vize-Chef des Krankenkassen-Spitzenverbandes, Johann-Magnus von Stackelberg. Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) verteidigte sein Sparpaket.
Die schwarz-gelbe Koalition hatte sich am Freitag auf letzte Einzelheiten der geplanten Spargesetze im Gesundheitswesen geeinigt. Zu den letzten Details der Reform gehören abschließende Regelungen zu den Einsparungen bei Medikamenten und den gesetzlichen Krankenkassen. Krankenhäuser, Ärzte und Zahnärzte werden wegen der guten wirtschaftlichen Entwicklung über mehr Geld verfügen als bislang erwartet. Stackelberg monierte in der "Frankfurter Rundschau", der Sparbeitrag der Mediziner bestehe nur darin, dass deren Honoraranstieg mit 120 Millionen Euro nicht ganz so hoch sei, wie sie es gefordert hätten. Allerdings hatten die Kassenärzte bereits Anfang des Monats gegenüber den Krankenkassen ein Rekordhonorar von über 33 Milliarden Euro durchgesetzt. Der Nachschlag ist also ein weiteres kräftiges Plus.
Wer weniger bekommt als er fordert, spart bereits
Rösler wies die Kritik zurück. Weil der Ärzteschaft ein Teil der zu erwartenden Einnahmen weggenommen werde, könne auch bei den Medizinern durchaus von Sparen gesprochen werden, sagte er dem SWR. Insgesamt müssten sämtliche Leistungsbringer - Krankenhäuser, Ärzte und Industrie - auf 3,5 Milliarden Euro verzichten, betonte Rösler. Den größten Anteil mit zwei Milliarden Euro habe die Pharmaindustrie zu leisten.
Nicht alle für das Sparpaket nötigen Maßnahmen seien "schön", dennoch sei die Reform mit dem "liberalen Gewissen zu vereinbaren", weil strukturelle Verbesserungen hinzugekommen seien, sagte Rösler dem SWR. Als Beispiele nannte der FDP-Minister die Festschreibung des Arbeitgeberanteils und die Einführung von einkommensunabhängigen Zusatzbeiträgen. Das Gesetzespaket soll am 12. November im Bundestag verabschiedet werden.
Quelle: ntv.de, dpa