Politik

Neue Einnahmequellen nötigKassenärztechef Gassen fordert moderne Praxisgebühr

13.12.2025, 00:05 Uhr
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Die alte Praxisgebühr wurde 2012 abgeschafft. KBV-Chef Gassen schlägt eine neue Version davon vor. (Foto: picture alliance / dts-Agentur)

Die Kosten des Gesundheitssystems steigen ungebremst. Für eine Reform legt der Kassenärztechef Sparvorschläge auf den Tisch. So sollten etwa die Homöopathie oder Gesundheitsapps wegfallen. Mit einer modernisierten Praxisgebühr könnten außerdem Milliarden zusätzlich eingenommen werden.

Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, fordert von der Politik, dem Gesundheitssystem neue Einnahmequellen zu erschließen. "Was wird definitiv nicht brauchen, ist die alte Bürokratie zulasten der Praxen. Ich kann mir aber eine Art Praxisgebühr 2.0 vorstellen, bei der die Kassen das Geld bei den Patienten einziehen", sagte Gassen der "Rheinischen Post". "Zehn Euro Praxisgebühr pro Quartal sind zumutbar, das ist der Preis eines Döners. "Gassen erinnerte an das Volumen der bis 2012 erhobenen Gebühr: "Damals hat die Praxisgebühr den Kassen zwei Milliarden Euro im Jahr gebracht. Zum Vergleich: Pro Patient bekommt ein Hautarzt zum Beispiel nur rund 15 Euro im Monat."

Zugleich forderte der KBV-Chef, eine Steuer auf Zucker einzuführen und die auf Tabak und Alkohol zu erhöhen: "Es gibt Wege, Einnahmen gezielt zu erhöhen: Wir brauchen endlich eine Zuckersteuer wie in skandinavischen Ländern. Zugleich sollte die Tabak- und Alkoholsteuer erhöht werden und die Einnahmen zweckgebunden in das Gesundheitswesen gehen, sie dürfen nicht wie bisher im Bundeshaushalt versickern." Gassen nannte auch Zahlen: "Zwei Euro Steuern mehr pro Zigaretten-Packung wären doch ein guter Anfang. Das würde rund sieben Milliarden Euro im Jahr bringen - und wenn es Jugendliche vom Rauchen abhält, umso besser. Rauchen ist die Hauptursache für Lungenkrebs, Herzinfarkte, Schlaganfälle."

"Globuli sollten nicht die Beitragszahler übernehmen"

Von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken verlangte Gassen, die Erstattung von Gesundheits-Apps zu streichen. "Bei den unter Jens Spahn eingeführten digitalen Gesundheitsanwendungen (Diga) wird ohne erwiesenen Nutzen viel Geld verschwendet. Das sind Apps, die Versicherte mit Handy oder Computer nutzen können, um zum Beispiel das Rauchen aufzugeben oder Depressionen zu lindern. Wir sollten die Digas streichen", sagte Gassen der Zeitung. "Es gibt keine echte Bewertung des medizinischen Nutzens, keine Kontrolle, ob diese Anwendungen überhaupt genutzt werden." Gassen verwies auf die Kosten der Digas: "Sie haben zwischen 2020 und 2024 rund 234 Millionen Euro gekostet und die Ausgaben steigen."

Gassen erneuerte auch seine Forderung, die Homöopathie als Kassenleistung zu streichen: "Es gibt keine Evidenz, dass Homöopathie wirkt. Menschen sollen gerne Globuli und Mistel-Zweige einsetzen, wenn sie daran glauben - aber nicht zu Lasten der Beitragszahler. Allein für Homöopathie zahlen die Kassen 50 Millionen Euro im Jahr."

Im Streit um die Krankenhausreform fordert der KBV-Chef, mehr Kliniken zu schließen und mehr Behandlungen ambulant durchzuführen. "Der größte Kostentreiber sind Krankenhäuser, hier kann und muss gespart werden. Es gibt unverändert zu viele Krankenhäuser, wir brauchen eine Konzentration der Standorte und echte Ambulantisierung", sagte Gassen dem Blatt. Gassen betonte: "Mindestens jeder fünfte Klinik-Fall, die Krankenkassen sprechen gar von 60 Prozent, könnte ambulant und damit günstiger und patientenfreundlicher erledigt werden. Bei uns werden Operationen stationär vorgenommen, die im Rest der Welt seit langem ambulant erbracht werden."

Quelle: ntv.de, mau

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