Alte Verbote der Kirche Katholiken-Präsident stellt Zölibat infrage
19.09.2013, 07:12 Uhr
Der Zölibat steht zur Diskussion.
(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)
Als sich Robert Zollitsch bei seinem Amtsantritt als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz gegen "Denkverbote" beim alten Streitthema Zölibat ausspricht, sorgt er für einen Eklat. Fünf Jahre später hat sich der Wind gedreht.
Der Mainzer Karl Kardinal Lehmann denkt öffentlich darüber nach, dass es in der katholischen Kirche künftig verheiratete Priester geben kann - und fast niemand widerspricht mehr. Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, forderte erneut "eine grundlegende Debatte" über das langjährige Streitthema Zölibat. Der Zölibat habe "bleibend seinen besonderen Wert", sagte Glück der "Passauer Neuen Presse". Aber in vielen Teilen der Weltkirche werde "wegen der Situation in der Seelsorge seit langem darüber gesprochen, dass das zölibatäre Leben nicht mehr zwingende Voraussetzung für die Priesterweihe sein soll."
Glück wertet die Erklärung des künftigen Vatikan-Kardinalstaatssekretärs Pietro Parolin, dass der Zölibat kein Gesetz Jesu sei, sondern eine kirchliche, grundsätzlich abänderbare Regelung, als Signal dafür, "dass solche Fragen nun in Rom nicht mehr tabuisiert werden". Vor diesem Hintergrund lobte der ZdK-Präsident Papst Franziskus "als Wegbereiter angstfreier Verständigung in der Kirche".
Verheiratete Diakone zu Priestern
Ein erster Schritt zu einer Neuregelung wäre laut Glück, "bewährten verheirateten Diakonen den Weg zur Priesterweihe zu eröffnen". Mit diesem Modell könne die Kirche Erfahrungen sammeln, sagte Glück. Den Diakonen sollte ermöglicht werden, die Sakramente zu spenden und der Eucharistiefeier vorzustehen. Glück erwartet aber keine raschen Entscheidungen, denn "über die Zukunft des Zölibats kann nur auf Ebene der Weltkirche entschieden werden".
Der Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann hatte Anfang der Woche in einem Interview erklärt, er könne sich vorstellen, dass es in der katholischen Kirche in Zukunft auch verheiratete Priester geben werde. Glück begrüßt zudem die Initiative des Kardinals für einen neuen Umgang der Kirche mit Homosexualität. "Es ist an der Zeit, dass alle Teile der Kirche endlich realisieren, was schon im Weltkatechismus steht: Homosexuelle dürfen nicht diskriminiert werden", forderte der ZdK-Präsident. "Für die Kirche ist der Umgang mit Homosexualität eine Frage der Glaubwürdigkeit." Homosexualität sei Teil der Realität, auch in geistlichen Berufen, sagte Glück. "Es gibt kein überzeugendes Argument, Homosexualität geringer zu bewerten. Hier benötigen wir ein echtes Umdenken in der Kirche."
Quelle: ntv.de, dsi/dpa