"Unabhängig von Familienzugehörigkeiten" Kauder will Bruder aus der CDU ausschließen
16.07.2013, 21:19 Uhr
Volker (l.) und Siegfried Kauder in einer Aufnahme von 2008. Der Größere ist der um ein Jahr Jüngere.
(Foto: dpa)
Die CDU und Siegfried Kauder sind sich nicht mehr grün. Der Querdenker und Vorsitzende des Bundestags-Rechtsausschusses tritt als unabhängiger Kandidat gegen seine eigene Partei an. Kauders Bruder, Unionsfraktionschef Volker Kauder, droht ihm nun mit einem Rauswurf aus der Partei.
Der CDU-Abgeordnete Siegfried Kauder wird bei der Bundestagswahl gegen seine eigene Partei antreten und bringt damit die CDU in Schwierigkeiten. Sein Bruder, Unionsfraktionschef Volker Kauder, fordert den Ausschluss Siegfried Kauders aus der Partei. "Das ist der klassische Fall für einen Parteiausschluss, und das muss auch so kommen", sagte der CDU-Politiker der "Schwäbischen Zeitung".
"Er kandidiert gegen einen von uns aufgestellten Kandidaten und will gleichzeitig Parteimitglied bleiben. Unabhängig von Familienzugehörigkeiten muss ich klar sagen: Das geht nicht", sagte Volker Kauder in der "Saarbrücker Zeitung". An einem Parteiausschlussverfahren führe kein Weg vorbei.
Siegfried Kauder sieht ein Parteiausschlussverfahren gegen ihn gelassen. Im Gespräch mit n-tv.de hatte er zuvor darauf verwiesen, dass er die Satzung kenne. "Wenn ein Verfahren kommt, stelle ich mich dem." Kauder ist Jurist und Vorsitzender des Bundestags-Rechtsausschusses.
Beide Kauders legen großen Wert darauf, ihre politische Arbeit nicht familiären Banden zu unterwerfen. So sagte der ein Jahr jüngere Bruder des Fraktionschefs bei n-tv.de, dass er die Kandidatur nicht mit seinem Bruder abgesprochen habe. "Auch als ich vor zwölf Jahren das erste Mal für den Bundestag kandidiert habe, habe ich meinen Bruder informiert, nachdem ich die Kandidatur angemeldet habe." Zudem ist Kauder der Meinung, dass er seiner Partei durch den Schritt keinen Schaden zufügt. Dies nütze dem Parlamentarismus und diene der Demokratie. "Sie (die Kandidatur) führt dazu, dass manche erkennen, dass die Parteien keine Monopole haben, um Kandidaten benennen zu können."
"Wir brauchen Einzelkämpfer, Querdenker"
Er habe sehr viel Zuspruch bekommen, in wenigen Tagen 320 Stimmen und damit weit mehr als die notwendigen 200 Unterschriften. "Die Leute kamen auf der Straße auf mich zu und sagten: 'Toll, dass das endlich mal einer macht. Dass sich einer hinstellt und sagt, was seine Meinung ist. Die Weichgespülten haben wir lange genug gehabt.' Wir brauchen Einzelkämpfer, Querdenker. Wenn die Partei damit ein Problem hat, muss sie sich ändern und nicht sagen, der darf nicht kandidieren."
Siegfried Kauder steht nun auf der insgesamt zehn Kandidaten umfassenden Liste der eingereichten Wahlvorschläge für den Wahlkreis Villingen-Schwenningen und wird am 22. September gegen den offiziellen CDU-Bewerber Thorsten Frei antreten.
Neben seinem Bruder Volker Kauder hatte auch CDU-Landeschef Thomas Strobl ihm einen Austritt aus der Partei nahegelegt. Damit könne er einem Ausschlussverfahren zuvorkommen. Das hatte Siegfried Kauder bei n-tv.de bereits als "Alternative" bezeichnet.
Quelle: ntv.de, ppo/dpa